Die Berliner Yogalehrerin Sandra Winkens: Für mich die deutsche Version der wunderbaren Yogalehrerin Elena Brower. Wer Sandra kennt und auch bereits an ihrem Yoga-Unterricht teilgenommen hat, weiß sicher, was ich meine. Ihre frische, angenehme Art ist sehr wohltuend und inspirierend. Sandra ist nicht nur unheimlich lässig, nein, sie verfügt über ein tiefes yogisches Wissen, ohne dies ständig heraushängen zu lassen. Ganz unaufgeregt wirkt sie und gerade das macht ihren Charme aus. Ich traf sie zum Gespräch…..
Sandra, stelle dich doch bitte kurz vor.
Ich bin Sandra, 30 Jahre, lebe in Berlin und arbeite hauptberuflich als Yogalehrerin. Ich unterrichte offene Klassen und Workshops. Mein Fokus entwickelt sich gerade aber zunehmend in Richtung Einzelarbeit. Hierbei verbinde ich Asana, Pranayama, Meditation und die klassische Thai Yoga Massage nach Dr. Jivaka Kumar Bhaccha. Ich mag es spirituelle Konzepte in meinen Leben zu integrieren, jedoch ohne Zwang und Dogma. Meine Zeit verbringe ich am liebsten mit Menschen die unkompliziert, herzlich und ehrlich sind. Ich mag schwarzen Humor, Musik und Mode.
Wie bist du zum Yoga gekommen?
Mystik hat mich schon immer fasziniert. Ich wollte eigentlich Psychologie studieren. Ich begriff, dass Körperarbeit und die Kontrolle über den eigenen Atem wesentlich sind, um mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Zu meiner ersten Yogastunde hat mich eine Freundin mitgenommen. Es war an einem kalten Wintertag und wir bekamen erstmal einen leckeren Tee. Das fängt ja prima an, dachte ich. Doch dann kam die Asana Sequenz und ich fand es höllisch anstrengend, körperlich und geistig. In Savasana schließlich hatte ich ein herrliches Gefühl von Schwerelosigkeit und tiefer Entspannung. Ich wusste, das war sicher nicht das letzte Mal und ich begann mich mit der Yoga Philosophie zu beschäftigen.
Wie hast du dich verändert, seitdem du Yoga machst? Körperlich und geistig?
Die Veränderungen waren und sind subtil. Körperlich habe ich höchst selten mal Schmerzen und wenn doch, dann weiß ich mir zu helfen. Das ist schon ein Geschenk! Die regelmäßige Yogapraxis verschafft mir ein Gefühl von Erdung und Ruhe. Was meinen Geist angeht, so wage ich zu behaupten, dass dieser ebenfalls flexibler geworden ist. Ich gebe mein Bestes die Menschen so zu tolerieren wie sie sind. Auch wenn sie völlig anders ticken, als ich es gerade tue. Ich bin außerdem fokussierter im Alltag und nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen. Meine notorische Ungeduld zähle ich noch zu den Projekten „Work in Progress“.
Wie sieht deine Yogapraxis aus?
Ich übe jeden Tag, aber immer unterschiedlich. Manchmal reicht die Zeit nur für drei Minuten Ego Eradicator und ein paar Minuten stille Meditation. Manchmal lese ich aus der Bhagavadgita, singe Kirtan, oder mache eine Osho Meditation. Wenn ich mich erschöpft fühle praktiziere ich Yin Yoga . Reinster Luxus ist für mich der Besuch einer offenen Yogaklasse. Im Alltag übe ich, den Menschen mit offenem Herzen zu begegenen und weniger zu urteilen.
Lieblings-Asana?
Oh, ich liebe viele Asanas. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre es wohl der Kopfstand. 20-30 Atemzüge in der Haltung und ich fühle wie neu.
Wie hältst du deine Yogapraxis frisch und interessant?
Die Yogapraxis ist fester Bestandteil meines Alltags, aber weiß Gott nicht immer frisch und interessant. Es gibt auch Tage, an denen mir die Motivation fehlt. Diese sind aber zum Glück selten, denn ich weiß wie gut ich mich im Nachhinein fühle. In Indien wurde mir bewusst, dass Yoga keineswegs spektakulär sein muss. Es wurde dort äußerst unaufgeregt vermittelt.
Wer oder was inspiriert dich?
Es gibt Menschen in meinem Umfeld die mich total inspirieren, oft ohne dass sie davon wissen. Ich schätze es, wenn jemand sein Ding macht, ohne von der Meinung Anderer abhängig zu sein. Genauso wenn sich jemand gut um sich selbst kümmert und seine Bedürfnisse klar zum Ausdruck bringt. Mit Kindern bin ich gerne zusammen, weil sie eine gehörige Portion Leichtigkeit versprühen, die mich sofort in meine Kindheit zurück versetzt. Zu guter Letzt brauche ich Zeit mit mir alleine, am besten in der Natur.
Welches Buch würdest du einem frischgebackenen Yogalehrer empfehlen? Und welches auf gar keinen Fall?
Für einen Lehrer ist es ja zum einen wichtig, die Körperanatomie zu verstehen und ein gutes Sequencing erstellen zu können. Als Basis ist „Licht auf Yoga“ von B.K.S Iyengar ideal, außerdem „Jivamukti Yoga: Practices for Liberating Body and Soul“ von Sharon Gannon & David Life. Was die Philosophie angeht, die Bhagavadgita und das Yogasutra. Als Kundalini Yoga Fan, war Gurmukh’s Buch „The Eight Human Talents: Restore the Balance and Serenity within You with Kundalini Yoga“ ein wahres Highlight. Vor Jahren habe ich mir „Die Yoga Tradition“ von Georg Feuerstein gekauft, dieser dicke Wälzer war schon etwas zäh zu lesen.
Was ist für dich die größte Herausforderung beim Yoga-Unterrichten? Was bringt dich zur Weißglut?
Die größte Herausforderung ist es an Tagen zu unterrichten, an denen ich mich selbst nicht so peacig fühle. Wenn die Hormone einmal im Monat verrückt spielen, lasse ich mich auch meist vertreten. Zur Weißglut bringen mich Leute, die über jedes Maß hinaus unfokussiert sind und nicht zuhören können. Reizend sind auch einige Yogalehrer, die als Schüler in die Klasse kommen. Ich habe es schon erlebt, dass sie komplett ihr eigenes Ding machen und stolz präsentieren, dass sie auch noch eine fortgeschrittenere Version der Asana auf Lager haben.
Wie würdest du die Yoga-Szene momentan beschreiben?
Yoga ist absolut massentauglich geworden. Selbst meine Freundin, die Yoga lange für viel zu esoterisch hielt, fragt mich jetzt regelmäßig um Rat. In meinen Klassen gibt es Leute, die von der Philosophie nichts wissen wollen. Und dann gibt es jene, die neugierig darauf sind, was neben den Körperübungen noch alles dazu gehört. Beides find ich gut. Ich hatte früher auch wenig Bezug zu gewissen Themen, die ich heute total spannend finde. Was mich in der Tat immer wieder verblüfft ist, dass viele Yogalehrer sich selbst so wichtig nehmen. Es gibt einige Yoga Sternchen, die zwischen 60 und 70 Euro für einen zweistündigen Workshop verlangen. Das ist oft Entertainment vom Feinsten. Bei den Workshops und Klassen einiger Lehrer, spüre ich sowohl Tiefe als auch die Wirkung von Yoga in mir. Bei anderen frage ich mich ernsthaft was das nun gerade war.
Wie hältst du deine Haut so schön rosig?
Rosig? So rosig finde ich die gar nicht, ich tendiere teeniemäßig zu Unreinheiten. Am besten komme ich mit den Produkten von Dr. Hauschka klar. Außerdem mische ich mir selbst Feuchtigkeitssprays. Am liebsten mit Weihrauch und Citrus von Young Living Essential Oils. Die ersten Fältchen lassen sich auch schon blicken, aber ich bin zuversichtlich, schließlich übe ich täglich den Kopfstand, was ja bekanntlich den Alterungsprozess aufhalten soll. 🙂
Danke, Sandra ♥
Sandra Winkens unterrichtet Vinyasa-Flow in Berlin. Ein Besuch, der sich wahrlich lohnt! Außerdem gibt sie Workshops und Retreats deutschlandweit.
www.healingyogaberlin.com
fotocredits: Patrycia Lukaszewicz, Sandra Winkens privat & Bernhard Musil
1 Comment
Rebecca
21. August 2014 at 9:00Toll! Sandra ist einfach toll!