Ich bin Fan von Martyna Eder, um das gleich mal vorweg zu nehmen. Sie ist für mich eine der besten Yogalehrerinnen, die ich kenne. Martyna ist die personifizierte Herzlichkeit, eine unglaublich inspirierende Yogini, die ihren Weg authentisch und mit Leichtigkeit geht. Sie hat immer ein offenes Ohr, egal ob vor oder nach der Yogastunde. Sie verbindet sich. Ich liebe ihre fordernden, humorvollen Yogaklassen im Jivamukti Yoga Berlin, natürlich mit erlesener Musik, und bin erzürnt, wenn die von einem anderen Yogalehrer vertreten werden, obwohl das natürlich keine Eigenschaft ist, die man willkommen heißen sollte…..Ich traf Martyna zum Gespräch….
Du hast Jura studiert, warst erfolgreich als Schauspielerin und hast alles gegen Yoga ausgetauscht. Wie kam es dazu?
Jura habe ich nur ein paar Semester studiert, weil „Spießer“ zu werden meine Art von Rebellion gegen meine Hippie-Mutter war. Aber ich war nicht besonders gut im „Spießer sein“. Deshalb habe ich den Versuch schnell aufgegeben und bin auf die Schauspielschule gegangen. Yoga hat in meinem Leben relativ schnell so viel Raum eingenommen, dass für alles andere kein Platz mehr war. Ich wurde so glücklich mit meinem Leben, welches nur noch aus unterrichten und selbst praktizieren bestand, dass ich daran nie mehr etwas geändert habe.
Ich habe den schönsten Beruf der Welt. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht dankbar dafür bin.
Welchen Eindruck hat deine allererste Yogastunde bei dir hinterlassen?
Ich würde gerne eine romantische Geschichte zu meiner ersten Yogastunde haben. Gibt es aber leider nicht. Die hat nur stattgefunden, weil es ein Studio direkt gegenüber von meiner damaligen Wohnung gab. Es war eher unspektakulär und die Lehrerin etwas schrullig. Körperlich war für mich alles relativ einfach, weil ich lange getanzt habe und spirituell, dank meines Elternhauses, auch schon einiges gewohnt war. Wirklich beeindruckt hat mich ein paar Monate danach die erste Stunde bei meinem späteren Mentor Petros Haffenrichter. Er war auch meine Inspiration dazu Lehrerin zu werden.
Was hat Yoga dich auf deinem Weg gelehrt?
Demut. Hingabe. Geduld. Sanftmut. Weichheit. Vertrauen.
Was bedeutet Gesundheit für dich?
Ich sehe Gesundheit global. Das heißt alle müssen gesund, glücklich und frei sein damit es der Einzelne sein kann. Gesundheit bedeutet für mich mit allen Lebewesen und der Natur in Einklang zu leben und so wenig Leid wie möglich zu verursachen. Aus anderen zugefügtem Leid entsteht eigenes Leid.
Deswegen bedeutet Gesundheit für mich vegan zu leben.
Welche Eigenschaften sollte ein guter Yogalehrer mitbringen?
Er sollte Menschen (und Tiere) lieben. Selbst einen Lehrer haben, niemals aufhören sich zu verbeugen und Schüler bleiben.
Kannst du vom Unterrichten leben?
Ja. Ich lebe sehr viel einfacher als ich es als Schauspielerin oder Model gewohnt war, aber dafür bin ich sehr viel glücklicher.
Wie hat sich deine Yogapraxis in den Jahren verändert?
Ich hatte Anfang dieses Jahres einen Fahrradunfall und habe mir die Hand gebrochen. Was eine ziemliche Katastrophe für mich war, da ich eine ziemlich starke physische Praxis gewohnt bin. Ich habe aber einarmig die ganze Primary Series so modifiziert dass ich sie machen konnte. Das hat meine eigene Praxis grundlegend verändert und mich zweierlei Dinge gelehrt: Erstens: Man darf nie aufhören zu praktizieren, weil es immer einen Weg gibt, wenn man sich von seinen Konzepten im Kopf verabschiedet. Zweitens: Hingabe.
Verletzungen sind ein sehr guter Lehrer… Auch wenn man das nicht hören möchte wenn man gerade verletzt ist.
Gibt es eine Asana, die du als Qual empfindest?
Hm… Es gibt vieles was mir nicht leicht fällt… Aber als Qual eigentlich nichts.
Wen würdest du unheimlich gern treffen? Und warum?
Rolf Naujokat. Immer und immer wieder. Er ist meine grösste Inspiration in Sachen Hingabe, Freundlichkeit und Sanftmut. Und er ist einfach der netteste, liebevollste Mensch der Welt. Und meine Mutter. Die vermisse ich sehr, seit ich in Berlin lebe.
Wo holst du dir Inspiration?
Vom Leben. Und seiner wundervollen Merkwürdigkeit. Ich finde die grösste Inspiration für einen Yogi ist es mit offenem, staunendem Herzen durch die Welt zu gehen und zu leben!
Der beste Rat, den du je erhalten hast?
Breathe, trust and see what happens (von meiner Mutter).
Ein Buch, das dich in letzter Zeit berührt hat?
Es gibt da ein Buch über das Leben. Yoga hilft mir dabei, die Sprache in der es geschrieben ist besser zu verstehen. Und das Schöne ist… dass es nicht so schwer zu tragen ist. (Rolf hat diese Antwort auf die selbe Frage gegeben und ich möchte mich dem von Herzen anschliessen).
Danke, Martyna!