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Ausmisten? Es geht noch besser!

29. Oktober 2013

ausmisten

 

Ausmisten bedeutet nicht nur, daß man seinen Kleiderschrank entleert und seinen Facebook-Account ausdünnt. Für mich bedeutet Ausmisten viel viel mehr. Ich schrieb vor ein paar Wochen bereits, daß es auch hin und wieder ganz angebracht ist, sich von Menschen zu verabschieden, die man so (nutzlos) im Geiste rumträgt. Das können alte Liebschaften sein, an denen man seelisch noch rumkrebst, der verstorbene Hund (Gott hab ihn selig!) oder Freunde, die diesen Titel nicht wirklich verdienen. Wir können die Schränke entstauben, den Schreibtisch abscheuern. Das ist alles gut und schön. Aber es geht noch besser!

Der fortgeschrittene Putzteufel geht einen grossen Schritt weiter. Ordnung schaffen hat nämlich die Bandbreite eines gigantischen Fußballfeldes. (oder sind die alle genormt?)

Das Geheimnis? Es werden die eigenen Abgründe geordnet. Ja, ganz richtig. Der Ordnungsästhet schaut in sich hinein und macht sich tunlichst mit seinen undurchsichtigen und schwer ertragbaren Charaktereigenschaften vertraut. Das ist mindestens genauso unangenehm, wie den verfaulten Topf aus dem Kühlschrank zu entleeren.

Da ich in diese Kategorie falle, ich alte Angeberin, habe ich mir mal geschwind meine ganzen schlechten Eigenschaften aufgeschrieben. Die hier aufzulisten, würde glatt die AOL Arena sprengen, wenn es die noch geben würde. Ich möchte einige nennen, sonst wird dieser Beitrag gähnend langweilig:

  1. Ich schreie rum, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle.
  2. Ich lasse Menschen nur ungern an mich ran. Sind sie mir nah, versuche ich alles, um sie wieder loszuwerden.
  3. Ich werde agressiv, wenn ich meine Kreativität nicht ausleben kann.
  4. Ich bin eifersüchtig.
  5. Ich kann absolut nicht mit Geld umgehen.
  6. Ich bin mißtrauisch.
  7. Ich bin ängstlich.

Nun geht es darum, meine schlechten Charaktereigenschaften zu minimieren. Heißt – ich fange am besten bei Punkt EINS an.

Ich schreie übrigens auch, wenn ich nicht genug Zucker bekomme, mir jemand meinen Tofu vom Teller klaut, oder jemand zur falschen Zeit das Falsche sagt. Ich bin nicht hysterisch, aber ich werde laut. Um dies zu verringern, muß ich mir schon etwas einfallen lassen.

Wie wäre es, wenn ich mich am Ende des Tages von meiner Familie benoten lasse? Agggh, ich weiß, das ist HEIKEL. Doch ich könnte ihnen vertrauen, was schon mal Punkt SECHS weniger kraftvoll macht. Vertrauen darauf, daß sie mir ein guter Spiegel sein werden. Auf der Skala von 1-10. Eins ist das Monster-Ich und 10 bedeutet, ich singe meine Sätze.

Als ich meinen Mann von meinem Vorhaben erzählte, schaute er mich sehr kritisch an und meinte: „Das ist aber ziemlich fies, mir die Verantwortung zu überlassen.“

Ich finde es wunderbar. Mein Ziel ist es, jeden Tag eine SIEBEN zu erreichen. Das sage ich natürlich niemanden. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Warum mache ich mir den Stress? Weil ich die Bedürfnisse meiner Familie honorieren möchte. Ich weiß, wie sie manchmal unter meinem Schreien leiden. Und weil ich natürlich meine unfreundlichen Charaktereigenschaften loswerden möchte.

Wißt ihr noch, als ich neulich schrieb, daß ich meinen Mann naja, sagen wir mal ziemlich daneben finde, daß er die Spülmaschine immer exakt nach Plan einräumt und mir ein Ohr abkaut, damit ich es genauso mache? Ich respektiere nun seinen Wunsch und gebe mir Mühe beim Einräumen. Für die Harmonie und die Liebe. Dafür macht er sicher unbewußt Dinge, wie ich sie gern hätte. (äh, nein ich manipuliere nicht!)

Ich versuche zu schauen, daß es jedem gut geht und vertraue dabei auf ihr Urteil. Es ist nicht leicht, weniger rumzublöken, wenn mir etwas nicht passt. Ich übe mich dennoch, praktisch Family-Yoga.

Ich bin ein wenig bewußter, denn ich möchte meine gute Note am Abend kassieren. Nein, ich lüge: Ich möchte Frieden und strahlende Gesichter daheim. Und ein bisschen stolz auf mich sein.

Das ist wie das Sternestempelheft in der Schule, nur daß ich bei 10 Sternchen keinen Baby-Lolli bekomme, sondern eine ganze Tafel Schokolade.

Ps. Meine Tochter hat mir heute eine 100 gegeben. Mein Sohn eine 8. Mein Mann war nicht da, somit habe ich heute mehr als die SIEBEN erreicht! Ein Stern ins Heft!

 

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • thesmellofgreen
    29. Oktober 2013 at 23:50

    Tolle Idee 🙂 Kriegst dafür eine 10 von mir!

  • Kaerlighed
    29. Oktober 2013 at 23:51

    Haha! Naja, eigentlich kam die Idee von meinem Coach. 🙂

  • Simone
    30. Oktober 2013 at 7:30

    FamilyYoga- die siebte und schwierigste Serie! sehr schön Madhavi 😉

  • Kaerlighed
    30. Oktober 2013 at 7:31

    Härter gehts nicht, oder??? 🙂

  • navucko.
    30. Oktober 2013 at 9:15

    hihi, super!
    da sprichst Du was an …
    ja, so ein ausmisten dieser art, würde mir glaube ich auch gut tun 🙂

  • Kaerlighed
    30. Oktober 2013 at 9:16

    Haha! War schön Dich zu sehen!!!

  • Frau Süd (@FrauSued)
    30. Oktober 2013 at 18:10

    Ich fühle mich unglaublich ertappt durch Deine schlechten Eigenschaften und bin mir nicht sicher ob Du mir damit einen Spiegel vorhalten möchtest…. allerdings fehlen dann noch Harmoniesucht, Ordnungwahn und Perfektionismus.

    Mein Respekt vor Deiner Challenge! Grossartige Idee, ich denke ernsthaft darüber nach es Dir nachzutun. Wenn mir da nur nicht einige schlechten Eigenschaften entgegen stehen würden…

  • Kaerlighed
    30. Oktober 2013 at 18:23

    Komm, lass es uns zusammen anpacken!!!

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