Irgendwie war Ava Cartens plötzlich da. Ich entdeckte vor ein paar Monaten zufällig ihren Instagram Account mit ihren fulminanten Yoga-Aktionen. Ich wollte unbedingt erfahren, wer diese stylische Yogini ist. Nach einer Stunde Interviewplausch ist klar: Ava lässt sich ungern in eine Box stecken, hasst Dogmen, liebt Mode und das Hier & Jetzt. Sie ist als frei Consultant und Fashion Director tätig und macht die Mode- und Projektleitung vom LOVED&FOUND Magazin. Außerdem leitet sie Foto- und Filmproduktionen und hat nebenbei eine Ausbildung zur Pilates Lehrerin gemacht. Avas Alltag ist zugestopft mit vielen Ideen und Projekten, dass Yoga sie bei der Stange hält und ihr das Leben versüßt.
Du bist ein richtiger Yoga Junkie, wie kam es dazu?
Mir macht Yoga total viel Spaß. Ich habe mich schon immer viel bewegt, habe als fünfjährige mit dem Tanzen angefangen und fand es früher schon spannend, den Handstand überall zu machen, einfach rumzuspielen. Das hilft mir natürlich jetzt bei der Körperspannung und der Balance im Yoga.
Mit Yoga habe ich erst im September 2013 in New York angefangen. Davor habe ich die Pilates Ausbildung gemacht und hatte was Yoga betraf eher Vorurteile. Ich wollte mich bewegen, liebe Grenzerfahrungen im Sport. Ich habe auch zwei Jahre lang regelmäßig geboxt. Yoga kam mir da eher nicht in den Kopf, ich wollte nicht nur rumsitzen und atmen. In New York landete ich in einer Hot Yoga Vinyasa Flow Klasse, was es hier in Deutschland ja gar nicht gibt und hatte keine Ahnung, was mich erwartet.
Die Yogaklasse war wie ein Drogenflash und ich wollte daraufhin nur noch Yoga machen. Zurück in Hamburg bemerkte ich schnell, dass es das was ich suchte nicht gab. Ich stand vor Yogalehrern, die nicht lachen konnten und sich selbst viel zu ernst nahmen. Fand ich total uncool. Über eine Freundin kam ich zu Power Yoga Germany und da praktiziere ich bis heute. Dort sind Menschen, die Humor und eine gewisse Leichtigkeit besitzen, es nicht so durchgestylt, da fühle ich mich wohl. In meinem Job muss ich oft viele Dinge gleichzeitig erledigen, ständig mit- und umdenken. Yoga fördert definitiv meine Kreativität. Und ist sowohl mein mentaler In- als auch mein physischer Output.
Meditierst du?
Ja, sogar sehr gern. Hätte ich früher nicht gedacht. Ich kann das sehr gut, wenn ich mich vorher körperlich verausgabt habe.
Wie sieht deine Yoga-Praxis aus?
Das ist immer unterschiedlich. Meine Yogamatte nehme ich immer mit, auch wenn ich auf Reisen gehe. Yoga kann ich im kleinsten Hotelzimmer machen. Ich habe natürlich Standards, die ich übe, wenn ich nur 20 Minuten habe. Ansonsten mache ich einfach das was kommt, ich inhaliere Yoga-Sequenzen, ich kann mir das super gut merken. Ich liebe es, wenn es in der Yogapraxis Abwechslung gibt. Ich gehe natürlich auch gern in eine Yogaklasse. Kennst Du Fabienne? Sie macht tolle tänzerische Sequenzen. Bei ihr geht es ums Freisein, nicht darum, darüber nachzudenken, wie man in einer Pose aussieht.
Was ist deine Lieblings-Yogastellung?
Das ist komplett Tagesformabhängig. Man fängt zu oft und zu schnell an zu bewerten, was man gut oder schlecht findet. So möchte ich gar nicht denken. Yoga hat mich dazu gebracht, eine Form der Bewegung für meinen Körper nicht leistungsorientiert zu betrachten. Auch wenn es vielleicht für viele so scheint. Mir macht es super viel Vergnügen neue Yogastellungen auszuprobieren. Ich hole mir auch oft Inspiration aus dem Breakdance. Strike a pose.
Wer oder was inspiriert dich?
Mein Vater und meine Schwester. Sie sind wirklich toll!!! Mit den beiden fühle ich mich zu Hause, da kann ich vollkommen ich selbst sein. Meine Schwester macht auch Yoga, das ist oft unsere Schwesternzeit.
Wie bekommt man so geschmeidige, offene Hüften wie du?
Ich bin hypermobil, das ist angeboren. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Ich muss sehr aufpassen, mich nicht zu überdehnen oder zu überstrecken. Das habe ich im Pilates gut gelernt. Im Yoga-Unterricht vermisse ich es manchmal, dass Yogalehrer einen anleiten, darauf zu achten. Es geht bei vielen Yoga Stilen eher darum, so flexibel wie möglich zu werden. Ich finde es schade, dass viele Lehrer da nicht differenzieren. Jeder Mensch hat eine andere physiologische Voraussetzung und diese sollte unbedingt bedacht werden.
Ein Rat für jemanden, der Angst vor Umkehrstellungen hat?
Die Wahrscheinlichkeit, dass wirklich etwas geschieht ist gering. Man sollte sich frei machen von der Angst, was theoretisch passieren könnte. Dann manifestiert man diesen Gedanken und am Ende kommt genau daher die Verletzung. Man sollte es mit einer guten Unterstützung (Yogalehrer, Freund) üben, damit man ein Gefühl für die Yogastellung bekommt und der Partner bietet die Sicherheit, auch für die Gedanken. In den Umkehrhaltungen geht es um Core-Kraft. Wenn man in der Mitte nicht gestärkt ist, wird es schwierig, eine Umkehrstellung wie Handstand, Kopfstand oder Unterarmstand zu meistern. Deshalb sollte man auch gerade im Yoga an einer kräftigen Mitte arbeiten. Practice and everything will come!
Interessierst du dich für Yogaphilosophie?
Das geschieht ganz automatisch. Am Anfang war der Fokus eher auf der körperlichen Ebene, jetzt geht es auch um eine Lebenseinstellung. Ich mag allerdings keine Dogmen. Ich kenne Yogalehrer die sich unnatürlich einschränken und dann ständig rechtfertigen. Ich glaube, dass wir alle davon entfernt sind Mönche zu sein. Vieles hat doch wenig mit dem Ursprung des Yoga zu tun. Ich finde Menschlichkeit sehr wichtig. Auch, dass Yoga sich weiterentwickelt.
Übst du lieber zu Hause oder im Yogastudio?
Ich praktiziere sehr viel zu Hause. Ansonsten gehe ich wie gesagt gern zu Power Yoga Germany. Also beides!
Was ist deine nächste große Herausforderung?
Ich bin gerade ganz froh im Hier & Jetzt. Nö. Eigentlich gibt es keine konkrete Sache, die jetzt kommen sollte oder die ich erreichen möchte. Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen, dass ich gar keine hinzuzufügen brauche.
Was kannst du nicht leiden?
Neid und Missgunst. Gerade unter Frauen. Das beschäftigt mich schon mein Leben lang. Aber zum Glück beginnen Frauen sich untereinander wieder mehr zu feiern. Frauen sollten sich generell mehr unterstützen und sich an der Schönheit erfreuen und nicht alles niedermachen. In phenomenal women we trust!
Was hält dich an trüben Tagen, außer Yoga, bei Laune?
Meine Familie, Lieblingsmenschen, schöne Orte und natürlich Schokolade.
Ava Carstens auf Instagram
ava-carstens.de
Danke, Ava♡
Fotocredits: Fresh Surf & Melodie Michelberger
7 Comments
stef
17. März 2015 at 22:42total inspirierende Frau…. und ich glaube sie kann auch surfen <3
Madhavi Guemoes
17. März 2015 at 22:43Oh, ja, ist sie und kann sie 🙂
Days of Yoga
17. März 2015 at 23:10Frauen, die Frauen feiern muss man lieben! Wir feiern mit. Mehr Interviews bitte 🙂
Madhavi Guemoes
18. März 2015 at 7:39YES!!!
Jana
18. März 2015 at 15:55Hey, vielen Dank für das sehr inspirierende Interview! Neben dem Yoga hätte ich Lust auf eine „auspowernde“ Abwechslung – kannst Du ein Boxstudio in Hamburg empfehlen, Ava?
Ava Carstens
19. März 2015 at 0:39Liebe Jana, klar doch! Ich habe gerne im Zanshin Dojo geboxt. http://www.zanshin-dojo.de/
Kann ich sehr empfehlen.
Femme Noble
24. März 2015 at 13:11Hello ♥
ich bin gerade auf Deinen Blog aufmerksam geworden.
Er gefällt mir wirklich sehr! Ich habe bisher nur ein paar mal Yoga gemacht – eine totale Niete was Dehnbarkeit oder Beweglichkeit betrifft :). Was mich an Yoga fasziniert oder Personen wie Du, die das richtig praktizieren – DIE AUSSTRAHLUNG! Du strahlst auch so richtig von innen nach außen. Total sympathisch!
Liebe Grüße
http://www.femme-noble.de