Die Yogalehrerin Christina Lobe (Mit-Inhaberin vom yogatribe Berlin) gehört zu den wenigen Menschen, die ich bewundere. Ich schätze ihre Leichtigkeit, Fokus, Disziplin (auch wenn sie diese verneinen würde) und ihren Mut.
Egal, was sie macht, man kann sich immer gehörig eine Scheibe davon abschneiden. Tina braucht keinen großen Auftritt. Sie ist bei sich angekommen. Ich traf sie zum Gespräch.
Wie war deine erste Begegnung mit Yoga?
Sehr skurril: erst das Schafsfell kraulen und danach Kräutertee trinken. Die zweite Begegnung war ebenfalls recht merkwürdig für meinen Geschmack: 50 Leute im Fitness-Studio auf zu dicken, zu kurzen Matten in Socken oder Sportschuhen. Doch meine Neugier blieb. Über einige Umwege begegnete ich dann einen ganz wunderbaren Lehrer und ich war verloren… oder besser gesagt; ich habe etwas ganz Wertvolles gefunden.
Welche Lehrer inspirieren dich und warum?
Mich inspirieren Menschen, die bei sich sind und aus ihrem Herzen leben, authentisch und echt sind. Somit kann jede Begegnung zu einer Lehre und Inspiration werden.
Ein Yogalehrer ist für mich nicht unbedingt gut, nur weil er alle Stellungen beherrscht und „berühmt“ ist, sondern weil er den Mut besitzt, aus seinem Herzen zu sprechen. Ein für mich inspirierender Lehrer besitzt die Fähigkeit, sich zu zeigen wie er wirklich ist und sich darüber mit seinen Schülern zu Verbindung.
Todd Tesen hat mich mit v.a. in meinen Anfängen unglaublich ermutigt, an mich zu glauben und mir geholfen, meine eigene Kraft zu entdecken. Von Mitchel Bleier habe ich mir einiges in Sachen Sprache und Technik abgeschaut, Sianna Sherman ist eine Meisterin darin, Philosophie, Mystik und Asanapraxis miteinander zu verbinden, Elena Brower fasziniert mich in ihrer gnadenlosen Offenheit und Sally Kempton inspiriert meine Meditationspraxis durch ihre wahren Worte.
Wie sieht deine Yoga-Praxis aus?
Ist das ganze Leben nicht Yoga, eine Praxis, ein Üben? Mich zu beobachten, immer das größere Bild zu suchen, bewusst zu agieren anstatt dauernd auf meine Umwelt zu reagieren; das ist Teil meiner täglichen Praxis. Natürlich auch Asana und Meditation: mal eine halbe Stunde, mal eine intensive Praxis, mal ein Mantra, dass mich den Tag begleitet. Insgesamt bin ich erfinderischer geworden und großzügiger seit ich ein Kind und ein Studio zu organisieren habe. Da ist es häufig nicht mehr machbar mich jeden Tag zwei Stunden auf der Matte aufzuhalten. Neben regelmäßigen Besuchen der Klassen meiner Kolleginnen und Kollegen, versuche ich jeden Tag einen Moment der Praxis zu finden, egal wie kurz oder lang, schweißtreibend oder eher ruhig, Asana, Meditation oder Studium: so halte ich meine Energie.
Ihr habt das Yogatribe in Berlin-Mitte gerade stark vergrößert. Ein spannender Schritt. Wie fühlst du dich?
AHHHHHH! An manchen Tagen staune ich über unseren Mut und denke, völlig verrückt zu sein ein so großes Projekt und Business zu betreiben. Doch die meiste Zeit erscheint es mir erstaunlicher Weise völlig natürlich. Ich bin glücklich darüber, mit meinem Kompagnon Kai Hill zusammen einen Ort gestalten zu können, an dem gutes Yoga unterrichtet wird, an dem sich Menschen begegnen und finden können, die ähnliche Werte und Wünsche im Leben haben. Yoga wird immer mehr zum Lifestyle, was eine durchaus gute Entwicklung sein kann. Mir ist jedoch wichtig, dass Yoga nicht oberflächlich bleibt, ich Tiefe vermitteln kann und dazu ermutigen in eine Auseinandersetzung und Begegnung mit sich selbst zu gehen.
Fällt es dir leicht, am Ende des Tages die Rolle der Yogalehrerin abzustreifen? Was hilft dir dabei?
Mh, ich glaube ich sehe mich gar nicht so in einer Rolle der: „ich BIN Yogalehrerin“. Dafür bin ich noch zu viel anderes. Wenn ich den Yoga-Raum betrete, dann unterrichte ich Yoga, wenn ich meinen Sohn von der Kita abhole, dann bin ich Mama, wenn ich Freunde treffe, dann bin ich Freundin, wenn ich zu Hause bin, dann Mama, Frau, Freundin zusammen u.s.w.
Wenn mir etwas dabei hilft geerdet zu bleiben, dann sind das meine Familie und meine Nicht-Yoga-Freunde. Dann geht es mal nicht mehr um den nächsten Workshop, Gastlehrer oder oder, sondern darum, wie zwei Selbständige eine Familie ernähren oder in welche überfüllte Schule nun das Kind kommen soll. Es geht um die kleinen/großen Sorgen meines Sohnes, wie man eine Ehe pflegt und lebendig hält oder die Freundin in einer Krise stützt. Real Life also, in dem ich einfach Ich bin.
Was macht dich (außer Yoga) glücklich?
Mein großartiges Kind, mein Mann, Gras unter den Füßen, eine heiße Dusche, meine neue super-kuschelige Strickjacke (es wird gerade Herbst) ein guter Kaffee fair oder direct-trade versteht sich, Musik, Bett mit Buch, wirkliche Freunde, der Duft der Nordsee, das Leben selbst und Frauen wie dich!
Was nervt dich?
Unbewusstheit, Dummheit, Spießigkeit und falsche Schlangen! Und wenn mich all das nervt, dann nerve v.a. ich mich selbst damit, von all den Dingen noch genervt zu sein.
Du hast einen Sohn, mag er Yoga?
Wenn wir gemeinsam auf der Matte rumturnen, er mir seine ganz eigenen Asanas vorführen kann oder wir einen, wie er sagt: Yoga-Job, sprich Yoga-Shooting haben, findet er Yoga klasse. Doch wenn es heißt, dass Mama ein Wochenende weg ist, um zu Arbeiten, dann wird Yoga ziemlich schnell ziemlich doof.
Welches Buch hat dich in letzter Zeit inspiriert?
„Meditation Das Tor zum Herzen öffnen“ von Sally Kempton und „Der Baum des Yoga“ von B.K.S. Iyengar.
Weltbester Beauty-Tipp?
Botox. Ne, nun mal ernst. Ich finde mich schön, wenn ich Zeit für meine Praxis finde, wenn ich mich lebendig fühle, weil es noch Dinge und Menschen gibt, die mich inspirieren, wenn ich eine Falte entdecke, die von zu wenig Schlaf herrührt, weil Friedrich krank war, oder ich mit einer Freund/-in beim „Mädchenitaliener“ die Zeit vergessen habe, wenn ich fließen kann mit dem Leben, anstatt gegen dieses oder in diesem zu kämpfen.
Ich versuche mir die Momente, in denen ich mich wirklich mag und schön finde zu merken, sie zu betrachten und zu erforschen, warum gerade jetzt alles gut so ist wie es ist. Ich denke es ist das Eins-Sein, dass Menschen strahlen lässt. Aber es hilft auch: viel Trinken, grüne Säfte, Yoga mal Yang mal Yin, frische Luft, extra große Quinoa Salate mit Grünzeug, Nüssen, Avocado und ganz wichtig: viel Schlafen.
Was erwartet uns demnächst im Yogatribe?
Ein kleiner feiner juicemarket, unser von Elena und Uli mit Liebe und Sorgfalt zusammen gestellter conceptstore, ein neuer extra kuscheliger treatment Raum und v.a. viel Yoga, wie z.B. die großartige Elena Brower im Oktober, Vertiefungsworkshops für die, die es intensiv möchten oder kleine Alltagsflucht beim Kurz-Retreat im November.
Danke, Tina ♥
Christina Lobe bildet Yoga-Lehrer aus, gibt Yoga-Retreats in ganz Europa und ist ansonsten in ihrem Yogastudio Yogatribe, dass sie zusammen mit dem sympathischen Yogalehrer Kai Hill führt, anzutreffen. Außerdem findest du ihre Yoga-Klassen auf dem Online-Yoga Portal YogaEasy.de. Es gibt diese Woche auch noch etwas zu gewinnen. Kleine Überraschung. Stay tuned!
Christina Lobe findest du auch hier: www.christinalobe.de
fotocredits: shirin ourmutchi und andré siodla
2 Comments
Theo
5. April 2016 at 14:35Hey Christina, ich kenne dich zwar nicht, aber ich sehe in dir eine richtig weibliche Frau mit einer tollen Ausstrahlung 🙂 Das muss man einfach mal sagen…Weiter so!
Katrin
2. Mai 2021 at 11:54„Ein Yogalehrer ist für mich nicht unbedingt gut, nur weil er alle Stellungen beherrscht…“ OK – die gewählten Bilder sprechen eine andere Sprache, finde ich.