Lifestyle

Die Kehrseite der Balance: Warum wir uns von festen Grenzen befreien sollten

6. Mai 2024
madhavi-guemoes

Ich saß letztens in einem Vortrag, in dem ein äußerst engagierter Motivationssprecher über die Bedeutung von Work-Life-Balance sprach. Alle nickten eifrig mit dem Kopf, während ich wahrscheinlich als einzige Person dort saß und dachte „Unsinn“.

Balance?

Völlig überbewertet.

Wir sind so darauf fixiert, Balance zu erreichen, dass wir kaum Vollgas geben können, ohne die innere Stimme zu hören, die uns sagt, wir sollten es langsamer angehen lassen, um die Balance zu wahren.

Oft wird Ausgeglichenheit als der Schlüssel zum Glück und Erfolg betrachtet. Doch ich behaupte: Wahre Größe zeigt sich darin, keine Kompromisse einzugehen und das große Ganze im Blick zu behalten.

Falsche Grenzen

Einige Leute jonglieren ihr Leben wie Profis zwischen verschiedenen Extremen. Freitag ist Feierabend, Montag der Neustart. Diese festen Grenzen scheinen unüberwindbar zu sein, aber wer hat sie eigentlich festgelegt? Ich weigere mich, in solch engen Bahnen zu denken.

Ein weiterer Mythos, dem ich immer wieder begegne: Erfolg bedeutet, niemals auch nur eine Sekunde Pause zu machen. Doch ich glaube fest daran, dass Pausen genauso wichtig sind wie harte Arbeit. Es geht nicht darum, nie eine Pause zu machen, sondern darum, die Zeit, die wir haben, sinnvoll zu nutzen und unsere Ziele zu verfolgen.

Nicht ausbremsen, sondern durchstarten!

Unsere Kultur predigt ständig, dass wir nach Balance streben und mit dem zufrieden sein sollten, was wir haben. Aber für Leute wie mich, die nie stillstehen können, kann dieser Balanceakt erdrückend sein. Das Streben nach Fortschritt ist für mich von größter Bedeutung. Ich will etwas erreichen, etwas bewegen, nicht nur herumsitzen und auf den nächsten Freitag warten. Ich möchte die Dinge ernsthaft angehen und aktiv nach Lösungen suchen. Ich brauche keine Balance, denn ich habe klare Prioritäten, daddel nicht rum mit meiner Zeit.

Die Kunst des Entweder/Oder-Denkens

Es wird Zeit, unsere Denkweise zu ändern. Statt uns mit Mittelmaß zufriedenzugeben, sollten wir nach Exzellenz streben. Statt uns auf ständig Balance zu konzentrieren, sollten wir holistischer denken. Denn am Ende des Tages sind es nicht die Pausen, die uns erfolgreich machen – es ist unser Glaube daran, dass wir mehr erreichen können, wenn wir uns ganz und gar auf etwas einlassen, alles geben und auch keine Furcht davor haben, mal eine Stunde mehr zu investieren. Dabei sollten wir auch beachten, dass Frauen oft verurteilt werden, die gerne erfolgreich sind, die eine „ich kann das“-Haltung haben. Lasst uns das Entweder/Oder-Denken über Bord werfen und den Mut haben, unsere Träume zu verwirklichen, ohne uns von falschen Grenzen einschränken zu lassen.

Denkt daran: Wir dürfen gewinnen. Wir dürfen furchtlos mit Herausforderungen umgehen. Wir versuchen nicht, Widerstand zu vermeiden. Wir sollten weniger auf Nummer sicher gehen. Wir müssen ins Leben investieren, um etwas herauszubekommen. Risiken eingehen. Bereit?

Stay true, Madhavi

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
Madhavi Guemoes on EmailMadhavi Guemoes on FacebookMadhavi Guemoes on Instagram
  • Elena
    6. Mai 2024 at 16:48

    Bereit! Jetzt nur noch herausfinden was ich kreieren möchte. Ich finde mich auch nicht mehr zurecht in diesem vorgegebenen Rhythmus.

  • Lis
    6. Mai 2024 at 19:07

    Balance ist ja an sich ein toller Zustand und wie z.B. auch im Körper bei der Homöostase ganz wichtig – aber wir brauchen halt auch Reize und wichtig ist, auf äußere Einflüsse reagieren zu können. Wer immer nur im Komfortbereich der Balance lebt, hat keine Ausschläge mehr und verlernt im schlimmsten Fall zu, zu reagieren…Ich bin aber auch eher Team Vollgas, halte nichts von Work-Life-Balance, weil meine Work und mein Life voll verschmelzen und bin heiß aufs Leben! Es gibt einen schlauen Spruch, der es für mich voll trifft: „Sei dankbar für das was du hast, während du für das arbeitest, was du dir wünscht“.

    Also: Ich bin für Balance zwischen Balance und Herausforderung 😉

  • Hanna
    7. Mai 2024 at 12:09

    Höher, schneller, besser, weiter – mit der Dampfwalze zur Selbstoptimierung. 😉 Ich hoffe, auch ein kritsicher Austausch ist gestattet.
    Es ist doch völlig in Ordnung Balance anzustreben. Bleiben wir mal beim TCM oder Ayurveda- diese (und auch andere) Lehren für ein gesundes Leben beziehen sich auf Harmonie und Balance, physisch wie psychisch. Sind wir lange da raus und verharren in Extremen, dann werden wir über lang oder kurz krank. Jetzt ist es so, manche brauchen mehr Pausen, manche, wie du, halt weniger. Und nun zum Influencer Dilemma: Ich hoffe dass es von jeder so verstanden wird, dass das dein Weg ist und nicht das Patentrezept für alle.
    Wenn es jemandes Prakriti ist, dann braucht sie nicht das Ziel von 20k im Monat und kann gerne sattdessen Kuchen für die Familie backen 🙂
    Wo ich dir zustimme: Selbstermächtgung und den eigenen Weg von Außen diktieren lassen. Dennoch für ein Miteinander braucht es einfach manchmal Kompromisse, sonst sind wir wieder bei der Dampfwalze – und da gibt es auf der Welt echt schon genug.

  • Madhavi Guemoes
    7. Mai 2024 at 12:18

    Liebe Hanna, danke für dein Feedback. Ich glaube, du hast den Text ein wenig missverstanden. Es geht um die Idee, dass wir, wenn wir unsere ganze Kraft annehmen, die verschiedenen Aspekte unseres Lebens besser integrieren können, ohne uns ständig selbst durch alte Konditionierungen auszubremsen. Mein Ziel ist es, zu vermitteln, dass dies nicht einfach eine Optimierung ist, sondern ein tieferes Folgen unserer Bestimmung, indem wir unserem Weg vertrauen. Auch möchte ich aufzeigen, dass wir täglich nur einen Bruchteil unseres möglichen geistigen Potenzials nutzen und wenn wir in unsere Kraft kommen, alles viel mehr fließt und wir nicht ständig ins Stocken kommen. Sat Nam, Madhavi

  • Hanna
    8. Mai 2024 at 11:55

    Liebe Madhavi, danke für deine Antwort und die Ergänzung. Da stimme ich dir natürlich zu. Die Balance zu halten zwischen dem wahren Selbst und dem, was da draußen so erwartet wird zu halten, ist klar Blödsinn. Es gab da nur so 2-3 Sätze, die in dem Fall leicht falsch verstanden werden können („Balance völlig überbewertet“) und ich kenne leider ein paar Menschen, denen die „volle Kraft voraus“-Mentalität etwas um die Ohren geflogen ist. Da muss man schon gut aufgestellt sein 🙂 Wünsch dir alles Gute.

Leave a Reply