Im September war ich in Kalifornien bei Guru Jagat im Camp Grace, was Teil des Immense Grace Programms ist, an dem ich gerade teilnehme. Es war eine wundervolle Erfahrung, ich würde sagen, eine absolute Bereicherung fürs Leben.
Das Camp Grace war ein Retreat nur für Frauen. Wir haben viel gelacht, uns die Seele aus dem Leib meditiert und ordentlich das Tanzbein geschwungen.
Als es eines Abends hieß, dass wir am nächsten Morgen am Hula Tanz teilnehmen sollen, denn es würde uns allen gut tun, die Hüften zu schwingen, glühte ich nicht gerade vor Begeisterung. Ich stand trotzdem artig morgens nach dem Sadhana im glamourösen Disco-Outfit im Yogaraum und erwartete tatsächlich Tanzen mit Hula Hoop Reifen, doch ich lag völlig falsch.
Auf der Bühne stand ein anmutiges Vollblut-Weib, mit wallender Mähne und kraftvollen Augen. Sie hieß Karyne Daniels, bewegte sich geschmeidig und war Feuer und Flamme, uns den Hula Tanz beizubringen.
Hula – Sprache des Herzens
Hula Tanz kommt aus Hawaii und ist verwandt mit Tanzformen anderer polynesischer Völker. Diese Tanzform erzählt verschiedene Geschichten sehr anmutig und ist unheimlich sinnlich. Man sagt auch: „Hula ist die Sprache des Herzens und deshalb der Herzschlag des hawaiianischen Volkes“
Ehrlich gesagt fühlte ich mich anfangs steif wie Brokkoli. Nicht, dass ich nicht wüsste, wie man tanzt, doch der Hula Tanz forderte mich dann doch ganz schön heraus. Ich war diejenige, die früher im Ballettunterricht wie ein Elefant nach links trudelte, während alle anderen elegant nach rechts tanzten. Ich kann mir Choreographien einfach nicht merken, ich brauche unheimlich lang dafür, meine Birne schaltet dabei einfach schnurstracks ab.
Doch schon nach zwei, drei Runden Hula war ich verzaubert. Ich schwang meine Arme in die Höh, machte märchenhafte Wellenbewegungen mit den Händen (hallo Vaiana), kreiste ungelenk meine Hüften hin und her und sang dabei: “I am the Child of this Universe.”
Am zweiten Tag arbeiteten wir fleißig weiter an unserer Choreographie. Ich fühlte mich schon viel sicherer. Ich hatte sogar irre Spaß an der Sache, fühlten sich die Bewegungen schon weniger steif und mehr weiblich und energetisch an. Natürlich war ich weit davon entfernt, sie so anmutig auszuführen wie Karyne, aber die wohnt ja auch auf Hawaii, tanzt Hula schon ewig und unterrichtet ihn auch sehr emsig.
Hula Tanz berührt
Als ich das erste Mal den Hula Tanz meisterte, ohne mir oder der Nachbarin auf die Füße zu stampfen, war ich überaus glücklich, etwas Neues ausprobiert zu haben. Denn darum ging es mir. Etwas Unbekanntes auszuprobieren, mich zu öffnen, Unsicherheiten beiseite zu legen, mich einzulassen und einfach das Beste daraus zu machen. Ich hätte ja auch einfach im Bett bleiben können.
Was soll ich sagen, ich war nach ein paar Einheiten Hula total verzückt, sodass ich auf der Suche nach einem Kurs in Berlin bin. Hula steht für die Verbindung mit dem Universum, der Schöpfung, ach, genug gefaselt, es ist einfach fantastisch.
Hula Tanz hat mich mit etwas verbunden, das mich tief berührt hat. Es war ganz zart, weich, verletzlich und gleichzeitig unglaublich kraftvoll. Ich glaube, es war mein Herz……
#staytrue