Körperliche Aktivität hatte für Dana Sertel schon immer einen sehr hohen Stellenwert. Verschiedenste Sportarten, Leistungsdruck, Konkurrenzkampf… alles hat sie zu Genüge gehabt. Beim Yoga war es von Anfang an anders. Der Unterschied: das eigene Fühlen ist das Wichtigste. Verbundenheit mit sich und der Natur. Jivamukti Yoga war für Dana eine besondere Entdeckung. Am Anfang reizte sie besonders die fordernde Praxis, aber schnell wurde in ihr viel mehr losgetreten: Der Wunsch, sich zu öffnen und dadurch viel mehr Kraft in der Gemeinschaft zu bekommen, als alleine jemals möglich ist. Eine Herzenskraft. Im Mai 2015 absolvierte sie die Lehrerausbildung in Rhinebeck, NY bei Sharon Gannon, David Life und Rima Rani Rabbath. Ihr Lehrer Moritz Ulrich war Mentor und begleitete sie und andere Schüler in dieser lebensverändernden Zeit. Ich traf die feenhafte Dana zum Gespräch.
Wie bist du zum Yoga gekommen?
Durch ausprobieren und den inneren Drang die Dinge im Außen weniger wichtig zu nehmen. Während meiner Zeit im Gymnasium hatte ich eine schwere Phase die ich viel zu lange einfach nur ausgehalten habe. Ich habe ganz leise gespürt, dass in mir eigentlich alles da ist, was ich brauche. Aber wer hat da schon Zugang in der Pubertät – ich nicht. Mit Yoga habe ich eine große Kiste an Tools entdeckt, die mich fasziniert hat. Ich habe nicht drüber gesprochen, denn das war nicht so mein Ding damals. Relativ bald habe ich alleine geübt. Ich hatte immer mehr Self-Practice als anderes. Vor Allem weil ich keinen Lehrer in der Nähe hatte. Das war leicht für mich, weil ich vorher lange Zeit Gymnastik und Tanz gemacht habe und selbstständiges Üben für mich selbstverständlich war. Das war immer Meditation.
Was bedeutet Yoga für dich?
Yoga bedeutet für mich mehr „mit“ als „ohne“. Ungefiltert und frei.
Was ist für dich momentan die größte Herausforderung am spirituellen Weg?
Manchmal lehne ich die Welt ab und fühle mich sehr sensibel. Das will ich nicht. Ich will voll drin sein und mich allem aussetzen. Eine weiche Kraft fördern und mich zeigen. Egal was andere sagen, denken und tun.
Hast du Rituale?
Praktizieren. Tanzen. Zeit für Freunde. Gerne in dieser Reihenfolge. Berlin ist eine großartige Stadt dafür.
Wer oder was inspiriert dich?
Wesen, die ihre Gefühle zeigen und offen sind. Musik. Meine Lehrer, denen ich zutiefst dankbar bin. Mehr Musik.
Was würdest du einem frisch gebackenen Yogalehrer raten?
Das müsste ich dich ja eher fragen. Ich habe das große Glück einen wichtigen Lehrer für mich in der Nähe zu haben. Das ist ein großer Vorteil und ich würde jedem empfehlen soviel Zeit wie nur irgendwie möglich dafür zu nehmen. Von meinen Lehrer Moritz Ulrich habe ich den Rat bekommen, immer so zu unterrichten als wären alle Seelen dieser Welt gleichzeitig im Raum. Von Rima Rabbath, dieser unfassbar schönen und inspirierenden Frau habe ich gelernt, wenn man in den Raum geht alles andere draußen zu lassen und nur „of Service“ zu sein.
Welche Eigenschaft würdest du gern an dir ändern?
Ich nehme mir zu wenige Pausen. Aber daran arbeite ich.
Was magst du an dir?
Dass ich daran arbeite. Ich habe insgesamt festgestellt, dass umso lieber ich mich mag, umso lieber mag ich andere. Das lohnt sich, daraus kann eine sehr große Kraft wachsen. Ich mag, dass ich eine Frau bin.
Erlaube dir zu träumen. Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Hm. Die Frage ist mir zu „was wäre wenn“. Ich habe lieber Wünsche und Ziele als Träume. Darauf basierend kann ich handeln. Ich wünsche mir in den nächsten 10 Jahren jeden Tag dankbar zu sein. Ein ganz konkreter Wunsch ist es, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen, die ich zu selten sehe. Meine Mutter ist Mexikanerin und ich bin immer erstaunt wie ähnlich ich ihr bin, wenn ich Bilder und Geschichten aus ihrer Jugend höre & sehe. Ich wünsche mir weniger Gewalt und Missachtung von Gleichheit zwischen Menschen, aber auch zwischen Mensch & Tier. Stichwort: vegane Ernährung. An Baustellen dafür mangelt es nicht. Ich gehe einfach die nächsten 10 Jahre Schritt für Schritt und übe mich in Vertrauen.
Welches Buch hat dich in letzter Zeit berührt?
Mein lieber Freund Stewart hat mich gerade besucht und mir ein kleines Geschenk dagelassen: SIZE ZERO: A Guide To Spiritual Management von Guram Gvasalia. Es geht darin um Leichtigkeit. Ein Thema mit dem ich sehr viel anfangen kann. Leichtigkeit ist ein Ziel und ein Weg. Genau wie Yoga. Wenn man die Sachen mit Leichtigkeit nimmt, kommen und gehen sie von alleine. Das ist manchmal so schwer und dann wieder so klar. Das Buch enthält einige schöne Gedanken dazu.
Dana Sertel unterrichtet in Berlin bei Peace Yoga. Mehr über Dana findet ihr hier.
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Madhavi