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Let´s talk about: Nackte Oberkörper im Yogastudio

1. Juni 2015

Auch wenn ich mich mit meinem heutigen Gedankenwurf nicht bei allen Yogis beliebt machen werde, muss ich trotzdem darüber schreiben, es brennt mir unter den Nägeln, sagt man doch so, oder?

Meine Freundin erzählte mir vor ein paar Tagen völlig entrüstet, dass sie einen Mann in der Yogastunde hatte, der sich nach nur fünf Minuten sein T-Shirt vom Körper riss und seinen Sixpack entblößte. Sie stand wie erstarrt vor der Yogaklasse, die, bis auf den Nackedei, nur aus Frauen bestand.

Sie runzelte die Stirn und wußte nicht, ob sie ihn nun anschreien oder zärtlich nach draußen bugsieren sollte. Kurz: Sie war mit der Situation komplett überfordert. Schnappatmung inklusive.

Keine Teilnehmerin hörte ihr mehr zu. Sie waren zu beschäftigt. Mit den Muskeln und Sehnen, die sich bei jeder Yoga-Stellung hübsch aufplusterten.

Meine Freundin entschied sich für Variante Drill-Instructor und wandte sich ihm nun so sehr zu, dass der Unterricht für den armen Kerl zur harten Folter wurde.

Sie flüsterte ihm mit einem strengen Blick zu, dass sie nun wunderbar jeden einzelnen Muskel sehen, und ihn somit auch wunderbar korrigieren kann. Schweiß floss auf die Matte, sodass das Yogastudio kurz vor Land unter stand.

Entblößen geht gar nicht

Wir kamen beide zu dem Entschluss, dass ein Mann (außer er turnt im heißen Mysore) sich nicht in einer gewöhnlichen Yogastunde nackig machen darf. Zum einen, weil es ein ziemlicher Ego-Scheiß ist, zum anderen, weil es alle verrückt macht.

Wenn man weiß, dass man schwitzt wie ein Ochse, kann man sich doch auch ein luftiges Tank-Shirt anziehen, oder nicht? Und mal ganz im Ernst, so heiß wird es hier doch gar nicht, dass man sich ständig ungefragt freimachen muss.

Mich irritiert das. Wie soll ich mich da noch auf meinen Atem konzentrieren, wenn vor mir ein heißer nackter Yogi nach Erleuchtung hechelt? Eben!

Wenn ich mal ganz tief in mich hineinschaue, Achtung, kleine Pause, dann fühlt es sich so an, als würde jemand damit meine ganz fein gesteckte Grenze überschreiten.

Also, noch mal Klartext: Wir wollen eure nackten Oberkörper beim Yoga nicht sehen! Wir können dann so furchtbar schlecht den Blick nach innen wenden. Das ist Reizüberflutung. Egal, ob wohlgeformt, rasiert oder pummlig wie Gérard Depardieu. Wir turnen ja schließlich auch nicht oben ohne vor eurer Nase herum.

Wir haben zarte Seelen. Ach Quatsch: In diesem Fall sind wir genauso einfach gestrickt wie ihr.

 

 

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Ariana
    16. Juni 2015 at 9:15

    Köstlich geschrieben – auch wenn ich das ganz anders sehe 🙂 Mich stören weder im Fitness noch im Yoga nackte Oberkörper. Wenn sie schön sind, ist das toll, wenn sie nicht meinem Geschmack entsprechen, ist es auch ok. Wir sind alle nur Menschen… Ein Mann ohne TShirt ist für mich definitiv nicht so interessant, dass ich mich nicht mehr aufs Training konzentrieren kann und ich abgelenkt bin.
    Wenn es die Lehrerin selbst so irritiert, dass sie sich nicht mehr aufs Unterrichten konzentrieren kann, dann soll sie ihn doch einfach nett bitten, das Tshirt wieder anzuziehen 😉
    Liebe Grüsse
    Ariana

  • Evelyn
    16. Juni 2015 at 9:21

    Erstmal, schönes Foto – danke! Ich sag mal, Augen auf und durch. Ryan Gosling würde ich als meinen Drishtipunkt fixieren und anschließend mit ihm die Hebefigur aus Dirty Dancing üben, nur so für die Balance

  • brixe
    16. Juni 2015 at 10:01

    Stört mich gar nicht. Aber der Artikel stört mich. Das Argument kommt doch stark an das von Islamisten ran, die für Vollverschleierung von Frauen sind: Menschen sind willenlos triebgesteuerte Wesen, und deshalb wird der menschliche Körper tabuisiert, sonst bricht Sodom und Gomorrah aus (sorry, mixe hier grad religiöse Schriften. Egal.). Ich bin ja eher der Meinung, daß wir durchaus zivilisierbar sind… Ich kann mir auch denken „Oh, sehr lecker“, und mich dann wieder auf meine Praxis konzentrieren.

  • Fräulein Julia
    16. Juni 2015 at 10:01

    Die Frage wäre natürlich, was all die Männer denken, wenn wir ihnen dauernd unsere Spandex-Knackpopos vor die Nase halten? Aber du hast schon recht: Beim Yoga möchte ich nicht auf Sixpacks schauen, das wäre viel zu ablenkend. 😉

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 10:04

    Man kann den Artikel auch durchaus mit einem Augenzwinkern lesen, nicht?

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 10:05

    Auf jeden Fall, deshalb habe ich auch nicht über ihre kurzen Höschen geschrieben 😉

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 10:05

    Haha, Evelyn, you made my day!

  • Simonchen
    16. Juni 2015 at 11:39

    Haha* da empfehle ich dann mal eine Bikram-Yoga Stunde – da ist nicht nur der Oberkörper nackt, sondern das Höschen noch unverschämt knapp 😉

  • Claudia
    16. Juni 2015 at 11:42

    Mir ging es letztens ähnlich… Nur, dass es sich dabei um den muskelbepackten Jivamukti-Yogalehrer handelte. Zum Glück war ich in der falschen Stunde und musste den Raum verlassen 😀
    Ein Vorteil: die Energien fließen wieder hervorragend im Svadhisthana Chakra….

  • Sandra
    16. Juni 2015 at 11:51

    Ich finde es auch übertrieben. Ich vermute, es dient meistens der Selbstdarstellung…;)

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 11:52

    Ja, aber da herrschen auch andere Temperaturen und man weiß, was einen erwartet, haha!

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 11:53

    Da hast Du recht 🙂 Sehr komisch!!!

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 11:54

    Das kann gut sein.

  • corinna
    16. Juni 2015 at 12:01

    neulich fragte mich eine befreundete yogalehrerin ob ich sie in der uni vertreten kann. ok dachte ich mir, junge sportstudenten zu unterrichten – mal was anderes. sie gab mir aber auch den hinweis, leg die jungs nach vorne, die mädels kommen in so knappen höschen, sodass bei ADM die aufmerksam ganz wo anders ist. spontan würde ich es vielleicht ähnlich machen, den knackigen jungen mann einfach in die hintere reihe zu verfrachten
    und schon bleiben alle bei sich – wäre zumindest ein kompromiss

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 12:02

    Großartige Idee. Du hast eine kluge Freundin!!!

  • Christine
    16. Juni 2015 at 14:20

    OK, ich gehe wohl in die falschen Yoga Klassen. Die männer, die sich da Oberkörperfrei zeigen haben entweder keinen Spiegel zu Hause oder ein sehr weit von der Realität entferntes Selbstbild. Soll’s ja geben. 🙂
    Und generell finde ich – sich der Situation angemessen anzuziehen und das auch von anderen erwarten zu können hat NICHTS mit Zensur zu tun. Jeder der gerne nackt/halb nackt oder wie auch immer nackt Yoga machen möchte – bitte! – gerne zu Hause dann. Oder im Angesicht von Gleichgesinnten.

    Wie sagt Johnny doch so schön? ‚Dies ist mein Tanzbereich, und das ist Dein Tanzbereich‘.

    <3

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 14:23

    Christine, ich liege auf dem Boden vor Lachen. Danke für Deine Worte!

  • Anja
    16. Juni 2015 at 16:11

    Haha, ich kenne nackte Männeroberkörper auch nur vom Bikram Yoga und freue mich immer über ein paar heiße Typen in der Klasse 🙂

  • Madhavi Guemoes
    16. Juni 2015 at 16:11

    🙂

  • Jenn
    17. Juni 2015 at 22:50

    Wie wäre es eigentlich, wenn wir Frauen unsere Oberteile auch einfach mal ausziehen? Da würden aber alle ziemlich doof gucken und das ist dann garantiert nicht OK. Ich bin ehrlich gesagt auch kein Fan davon, sich einfach in Sportgruppen auszuziehen, da kann der Mann noch so gut aussehen, ich finde es tatsächlich stillos und unhöflich. Wenn man(n) sich auszieht, könnte man(n) wenigstens vorher mal fragen, ob es für die anderen OK wäre.
    Jedem das seine würde ich sagen, aber so ein bißchen Rücksicht steht jedem. Macht auch angezogene knackige Yogis weitaus anziehender 😉

  • shantiashtangi
    19. Juni 2015 at 15:49

    Sorgt in dem Fall aber für viele freiwillige Down-Dogs 😉

  • Tanja
    19. Juni 2015 at 18:17

    Ich finde weniger wichtig, ob mich oder andere Damen (denen im Text ja auch durchweg heterosexuelles Begehren unterstellt wird) ein nackter Oberkörper eines männlichen Körpers stört, sondern würde viel lieber darauf hinweise, dass es eben (siehe Beitrag zuvor) für Frauen überhaupt nirgendwo ‚ok‘ ist oben ohne jeglicher Aktivität nachzugehen. Was passieren würde, möchte ich gar nicht wissen.
    Dementsprechend würde ich argumentieren, dass es sich hier um eine Geschlechterungleichheit handelt, die aufzulösen schön wäre! Das ist das Problem, und nicht ob sich jemand nun konzentrieren kann oder nicht.

  • Kathrin
    8. Juli 2015 at 14:27

    ging mir letztens in einer yoga-stunde, in der ich übte, ähnlich. nur dass dieser überaus knackige und gut gebaute mann noch was anhatte. zumindest etwas, das so tat, als wäre es kleidung. ich finde, knallenge leggins an supermuskulösen triathleten-beinen und dem dazugehörigen hintern verhalten sich ählnich wie nackiger oberkörper. der war nur verhüllt von einem weißen tanktop. das war dann nach der hälfte der stunde aber dann wie wet-tshirt-contest und auch da wurde man (frau) dann durch den sixpack belästigt 😉

  • steffimanca
    21. Januar 2016 at 8:55

    Muhaha, herrlich. Ich wäre auch irritiert gewesen.
    Es gibt – habe ich mal gehört – wohl Nacktyoga, soll er da hingehen. Oh je, Kopfkino, Mist. Ich würde NIEMALS zum Nacktyoga gehen, man muss ja nicht von jedem Menschen jede Körperfalte sehen.
    LG Steffi

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