Column

Madhavi & das Leben // An Tagen wie diesen

30. November 2016
Madhavi Guemoes

Heute war so ein Tag. Einer dieser Tage. Ohne Inspiration. Ohne Drive. Ich habe mich auf mein Sofa verkrümelt, die Bonbondose leergefuttert und mich gefragt, was zur Hölle mit mir los ist. Ich fand keine Antwort. Ohne Zeit. Ohne Raum. Ohne Lösung. Zum Glück keine Termine. Ich wollte heulen. Es ging nicht. Ich wollte mich zum Yoga schleppen. Ich konnte nicht. Einer dieser Tage. Finster wie die Nacht. Kalt wie Sibirien.

Meine Gedanken sabotierten sich selbst. Ich lauschte ihnen, versuchte, verhaftungslos zu bleiben. Einer dieser Tage, an denen man sich so furchtbar allein fühlt. Obwohl man es nicht ist.

Dieser elendige Zustand dauerte fünf Stunden. Ich ließ ihn geschehen, in der Gewissheit, dass er verfliegt. Diese Lähmung, diese Leere. Müdigkeit.

Plötzlich musste ich lachen. Über mich. Meine Gedanken. Mein zusammengekrümmtes Dasein.

Ich ließ meine Mundwinkel oben, umarmte mich selbst und stand auf, um mir einen Tee zu machen. „Es ist okay“, sagte meine innere Stimme. „Das gehört zum Leben dazu. Auch das muss gelebt und darf nicht unterdrückt werden.“ Ich bekam wieder Kraft und übernahm das Ruder.

Als Jugendliche dauerte dieser Zustand länger als ein paar Stunden. Tage. Diese Leere. Ich konnte es nie annehmen, ich kämpfte. Zum Glück gibt es Werkzeuge wie Yoga und Meditation, die mich im Vorwege stärken, damit ich mich wieder heil aus der Misere herauspulen kann.

Ohne Dunkelheit kein Licht

Mich selbst beobachten und lenken zu können, empfinde ich als ein enormes Geschenk. An Tagen wie diesen habe ich die Gewissheit, dass es vorbei geht. Ich suche nicht mehr nach Ausreden. Der Vollmond. Der Neumond. Böse Schwingungen. Ich nehme es einfach an. Ohne Dunkelheit kein Licht. Und umgekehrt.

Schattentage nenne ich sie. Die, die mir zeigen, was ich brauche. Manchmal bekomme ich keine Antwort. Das ist ok. Dann schwinge ich mich in diesen Zustand ein, aber nicht zu arg, damit ich nicht untergehe. Nehme wahr. Der Selbst-Sabotage lauschen und dann gewaltig auslachen. Aufstehen. Weitermachen. Nicht zu viel Gewicht geben. Es gehört dazu. Es darf sein. Danke.

#staytrue

Madhavi

© Maria Schiffer

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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