Ich bin total baff, es ist schon November. Eigentlich wollte ich diesen Artikel bereits im August geschrieben haben, doch es kam einfach zu viel dazwischen.
Ein Jahr wohne ich nun im großen B (ich lüge, es sind mittlerweile schon 16 Monate) und es ist Zeit, das kurz in ein paar Brocken zusammenzufassen.
Berlin. Manche werden mich sicher mitleidig belächeln, vor allem die, die Berlin für ein stinkendes Moloch halten.
Ich möchte mich jetzt nicht sinnlos mit Lobgehudel über Berlin ergießen, ich möchte euch nur erzählen, wie es mir hier ergeht, in dieser großen, weiten Welt.
Ich bin Hamburgerin. Da gibt es die Elbe, die Alster, Menschen mit Fellkragen, unzählige Menschen mit Fellkragen, viel zu satte Menschen, mit hängenden Mundwinkeln. Nicht zu vergessen: die übergroßen Handtaschen. Gut, es gibt natürlich auch eine andere, ganz zauberhafte Seite.
Aber, und da ist es wieder, das Wörtchen mit A, in Hamburg hatte und habe ich immer das Gefühl, nicht alle Latten am Zaun zu haben. Fehl am Platz zu sein und so. Irgendwas fehlt immer. Oder ist nicht gut genug.
In Berlin kenne ich das Problem nicht. Hier bin ich, hier darf ich sein. Es interessiert niemanden, wie man aussieht, was man macht, man wird eh nicht beachtet. Wenn die Stadt brodelt, kann man sich zurückziehen, wenn man Lust hat, begibt man sich mitten ins Getümmel. Alles kann, nichts muss.
Manche sagen, die Berliner sind unterkühlt. Oh, ich habe viele echte Berliner getroffen. Ich komme mit ihnen wunderbar zurecht, mit ihrer klaren Art, sie sagen wenigstens noch, was sie denken.
Auch mit den unberechenbaren Busfahrern wird es mittlerweile einfacher, denn ich habe gelernt zurückzubrüllen, wenn sie mir blöd kommen. Das kann derweilen sogar Spaß bereiten.
Kürzlich bin ich von Steglitz nach Tempelhof gezogen, jetzt bin ich ein Stückchen näher in die Stadt gerückt. Ich habe endlich ein Yogastudio gefunden, wo ich einfach nur praktizieren kann, eins, wo man noch kräftig schwitzt. Und es ist nur 20 Minuten entfernt, jai!
Vor ein paar Tagen dachte ich noch darüber nach, ob der Umzug nach Berlin nicht eine kleine Flucht gewesen ist. Ja, klar. Ich wollte dringend weg. Mein altes, enges Ich in Hamburg lassen und hier in Berlin ganz neu beginnen, was auch sehr gut geklappt hat.
Ich brauche noch sehr oft Google Maps, sonst verfranse ich mich, das wird sicher ein Weilchen so weitergehen. Aber die meisten Wege habe ich schon innerlich gespeichert.
In Berlin fühle ich mich angenommen, bin angekommen, zuhause. Darauf habe ich fast 40 Jahre warten müssen, ja, im Ernst. Klar, so was sollte nichts mit dem Wohnort zu tun haben, in diesem Fall ist es aber so.
Berlin ist gigantisch für eine kleine Hamburgerin wie mich. In dieser Größe kann ich atmen.
Endlich!
Love & Rockets,
Shirt Kaerlighed
Nadine
5. November 2015 at 7:46…Aus der Seele!… 🙂
Denise
5. November 2015 at 8:14Wunderbar! Ich kann es so gut verstehen!
Judith
5. November 2015 at 9:07Liebe Madhavi,
sehr schöner Bericht! Ich kann vieles davon nachempfinden. Und ich brauche nach 2,5 Jahren immer noch Google Maps 😉
Katharina
5. November 2015 at 9:23Ankommen und sich „richtig“ fühlen ist wunderbar und ein Geschenk, wenn man es gefunden hat. Jede Diskussion um die Vorteile dieser oder jener Stadt sind überflüssig, führen zu nichts und sind nichts mehr als der erhobene Zeigefinger der eigenen Eitelkeit in der vermeintlich besseren Stadt zu leben. Alles Liebe von der Elbe, Katharina
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 9:26Ich habe nichts von „besserer Stadt“ geschrieben, lediglich mein Gefühl ausgedrückt!
Michi
5. November 2015 at 9:42Ach je, jetzt möchte ich auch auf der Stelle aus dem kleinen Köln nach Berlin ziehen! Wunderbar:-)!
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 9:45Ach, Köln ist doch auch eine tolle Stadt. Aber komm!!
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 9:49Nadine <3!
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 9:49Danke!!!
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 9:50Haha, Du machst mir Hoffnung…aber die Stadt ist auch viel zu groß, um das mal eben aus dem Ärmel zu schütteln….. x Madhavi
Maria
5. November 2015 at 9:51Ja. Ja. Ja. Du sprichst mir so aus dem Herzen!
Liebe Grüße von Maria (Dorf – Berlin – Hamburg – USA – Hamburg – Berlin. Für immer, vielleicht.)
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 9:56Haha! Ein Hoch auf Berlin.
Fräulein Julia
5. November 2015 at 11:05…genau deshalb bin ich damals aus Köln ins große B gezogen…! <3
Days of Yoga
5. November 2015 at 11:24Mein Herz hat schon nen kleinen Sprung gemacht als ich den Link gesehn hab 😉
Bald auf ein Mattendate?
<3
Dana
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 11:26Jaaaaaaa! Super gern.
Anja
5. November 2015 at 11:27„verfransen“ – Es gibt also noch jemanden, der dieses Wort [öffentlich] benutzt… HERRLICH! Dein Text ist wunderbar, ehrlich… geht direkt ins Herz. Lass es dir gutgehen…. Punkt.
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 11:34Haha, verfransen ist das einzig richtige Wort dafür….
Days of Yoga
5. November 2015 at 11:53*freu* ich bin meistens in den xlong klassen. schwitzen und so. <3
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 11:55Prima!
Katharina
5. November 2015 at 12:06Liebe Madhavi, da haben wir uns ganz derb mißverstanden. Gemeint mit „besserer Stadt“ warst nicht Du und Berlin im speziellen, sondern ganz allgemein die vielen Menschen um uns herum mit dem erhobenen Zeigefinger, die ihre eigene Stadt immer als die beste verkaufen und oft nur deshalb, weil sie selbst dort leben und glauben das gehört sich doch so. Nach dem 3. Glas Wein erfährt man dann oft, dass sie eigentlich Sehnsucht nach einer ganz anderen Stadt haben. Ich freue mich wirklich für Dich! LG, Katharina
Madhavi Guemoes
5. November 2015 at 12:07Ah, verstehe 🙂
Angelika
5. November 2015 at 12:19Wie schön, dass Du am jetzt für Dich richtigen Platz angekommen bist!
Ich finde ja den Ort an dem ich bin – obwohl ich nie hinwollte – erstaunlicherweise recht schön. Fahrradfahren ist in München soooooo herrlich! Mir fehlt aber das norddeutsche Wetter mit Sturm und so. Auch jetzt grad: strahlend blauer Himmel mit ein paar dahingetupften Wolken. Dabei ist November, ich erwarte Regen, der mir ins Gesicht peitscht! ;))
Genieße Deine Stadt!
Maria
5. November 2015 at 12:22Wunderbare Worte Madhavi!
Ich bin vor nahezu 8 Jahren der Liebe wegen nach Hamburg gezogen und fühle genau das, was du beschreibst! Vielleicht werden Hamburg und ich ja noch Freunde, wahrscheinlich aber eher nicht.. Hier fühl ich mich tatsächlich sehr oft fehl am Platz.
Schön zu hören, dass es nicht nur mir so geht!
Danke 😀
Line
5. November 2015 at 12:53Ich singe mit… und freue mich wirklich, dass du Berlin so in dein Herz geschlossen hast. Du hast das „Berlin-Gefühl“ sehr gut beschrieben, besser könnte ich es – als Ur-Ur-Ur-Berlinerin mit einer großen Klappe, aber mit ganz viel Herz – auch nicht beschreiben. Und auch ich verfranse mich des Öfteren in Berlin, dafür verändert sich einfach zuviel und all die tollen Orte und Plätze schafft niemand in einem Leben! Berlin hat sehr schöne Oasen für Rückzug und zum Runterkommen und die Müritz und Ostsee sind nur ein Katzensprung entfernt. Und nochmal ein ganz warmes herzliches Willkommen in Berlin!
VlG Line
avalon
5. November 2015 at 16:32oh mann, auch ich (als hamburggeborene und hier lebende) kenne bei aller liebe zu vielem schönen hier dieses alien-gefühl, dieses „nicht alle latten am zaun haben-gefühl“, das du beschreibst. ich fühle mich auch sehr oft als zu derbe, zu direkt, zu emotional, zu offen, „zuviel“ für diese stadt. interessant auch, daß du von satt sprichst. es ist eben pfeffersackhausen, eine kaufmannsstadt, die sich zwar gern als tor zur welt tituliert, aber für zartere, empfindsamere, freiere seelen leider viel zu eng und kleinkariert sein kann.
dani
5. November 2015 at 16:39Ich mag Berlin sehr. Hab schon oft mit dem Gedanken gespielt herzuziehen. Aber meine Heimat ist und bleibt doch das Ruhrgebiet. Denn wo kann man schon an einem Tag in fünf Städten gleichzeitig sein? Und eine gewisse Ähnlichkeit haben die Berliner und die Leute aus’m Pott ja auch? Danke für deinen netten Artikel, einen schönen Berliner Herbst und ich freu mich jetzt schon auf meinen nächsten Berlin Besuch im Frühling.
Herzliche Grüße aus dem Pott, Dani
Dagmar
5. November 2015 at 20:13Freue mich sehr für dich, was gibt es Schöneres als irgendwo mal anzukommen und nicht jeden Tag alles in Frage zu stellen…sich frei zu fühlen und neu erfinden zu können…die Sache mit dem Space und dem Durchatmen, einfach mal sein….. 😉 Verstehe dich sehr gut und wünsche dir noch viele magische Momente in deiner neuen Stadt! Drücke dich aus dem wohl kleinsten Dorf in Costa Rica, ich merke ich muss auch mal wieder nach Berlin 😉
Frauke
6. November 2015 at 9:55Sooo schön?
Madhavi Guemoes
6. November 2015 at 10:14Miss you?
Madhavi Guemoes
6. November 2015 at 10:14Du bist immer herzlich Willkommen, meine Liebe. Wir haben Platz für Euch!!!
hejyoga
6. November 2015 at 21:35… ein schönes Foto von dir!
Madhavi Guemoes
6. November 2015 at 21:47Danke!