Column

Madhavi & das Leben: Einigermaßen verarscht

19. Februar 2015
Madhavi Guemoes

Sonntag flanierte ich fröhlich mit meiner Freundin Susanne durch den tristen Prenzlauer Berg, wir wollten zum Yin Yoga, die anstrengende Woche hinter uns lassen, als mich eine E-Mail erreichte.

Wer sich jetzt fragt, warum ich während eines hübschen Spaziergangs einen Blick in meine E-Mails werfe, dem kann ich nur sagen: Gewohnheit, ich bin da ein wenig geistesschwach, ach, wir haben doch alle so unsere Laster.

Die E-Mail war eine Beschwerde einer Leserin, ich werde da jetzt nicht allzu weit ausholen, sie schrieb nur wütend, dass ein Rezept von mir nicht funktionierte, und dass sie sich „einigermaßen verarscht“ fühlte.

Der Ton war vorwurfsvoll und ich war kurz, naja, sagen wir mal, verstört, aber nur wegen des Tonfalls, der ja keiner war. Machte mir Vorwürfe, fühlte mich schuldig. Wie beknackt.

Während der Yin Yoga Stunde,  jede Yogastellung fünf Minuten halten, kein Pipifax, hatte ich genügend Zeit, mir eine Lösung zu überlegen. Fünf Minuten können verdammt lang sein. Wer denkt, Yin Yoga wär eine läppische Angelegenheit, der hat es noch nicht probiert und darf jetzt nicht mitreden. Ich konnte nicht abschalten.

Auf dem Heimweg schnallte ich natürlich, worum es mal wieder ging: Es gab etwas zu lernen. Wenn ich diese Erleuchtung bekomme, gehe ich  ganz systematisch vor, klappt sogar manchmal:

1. Regel: Nicht die Beherrschung verlieren.

Wenn man sofort reagiert, kann es nur in die Hose gehen. Also hilft atmen, sich ablenken, bis man wieder sattelfest ist.

2. Regel: Immer noch nicht reagieren.

Ruhig einmal drüber schlafen. Meistens sind Vorfälle, auch wenn sie noch so ohne Horizont erscheinen, am nächsten Morgen nur halb so schlimm und man ist weniger angriffslustig.

3. Regel: Emotionen beiseite legen

Immer schön wach bleiben. Wenn es etwas zu lernen gibt, dann muss man ganz zart hinhören und höchst aufnahmebereit sein und darf keinesfalls in Mitleid versinken. Bloß nichts persönlich nehmen, ganz wichtig. Am besten unbeeindruckt eine Situation von außen betrachten und klug abfedern.

Ich habe freundlich geantwortet. Hätte ich nicht tun müssen, ich weiß. Bekam keine Antwort. Habe ich nicht erwartet.

Und was habe ich nun daraus gelernt? NIEMALS vor einer Yogastunde in die E-Mails luschern!

Happy Weekend!

Fotocredit: Maria Schiffer

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • danielahutter
    20. Februar 2015 at 18:36

    wie gut ich das kenne … 😉
    da kommt ’ne Mail rein – und das lässt dich gleich mal die *Luft anhalten*
    wie praktisch dass uns Yoga gelehrt hat …. (weiter)ATMEN

    meinen Herzensgruß aus Tirol’s Bergen zu dir
    Daniela

  • Lisa
    21. Februar 2015 at 12:09

    Danke. Genau das, was ich heute lesen musste!

  • Sabine
    22. Februar 2015 at 14:38

    Ist doch immer wieder irre, wie wir uns von einer läppischen Mail so aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Besonders Kritik – Autsch.
    Ganz schlimm: auf einen Fehler aufmerksam gemacht werden.

    Alle Signalampeln auf rot und husch husch alles wieder gut machen….

    Da hat Du völlig Recht – trotz viel Atmen und Üben – besser ist es, das Mailfach nicht noch schnell zwischendurch zu checken.
    Sabine

  • Sophia
    23. Februar 2015 at 22:05

    hahaha! Das ist ja großartig! Solche Kommentare bekomme ich auch! Wirklich toll solche Leute! 🙂

  • Madhavi Guemoes
    23. Februar 2015 at 22:07

    Knaller!

  • Ruhrköpfe
    24. Februar 2015 at 11:15

    hihi, sehr schön 🙂 LG aus dem Ruhrgebiet, Annette

  • Jenn
    24. Februar 2015 at 23:36

    Oh Mann, Menschen, immer wieder für Überraschungen gut… Immer dran denken: Sie war nur sauer auf sich selbst und brauchte ein Ventil. Schade, wenn man das dann abbekommt, aber du hast gut reagiert. Letzendlich hat es gar nicht wirklich etwas mit Dir zu tun, höchstens, dass Du jetzt stolz auf Dich sein kannst und wieder etwas gelernt hast 😉

  • Nadine El Ishmawi
    25. Februar 2015 at 14:55

    oh ich kann dich gut verstehen. lieg grad mit Grippe im Bett und hab auch eine Mail gekriegt, die ich „lieber“ gelesen hätte wenn ich etwas fitter bin.. mach ich auch nicht mehr. Frage: wo gehst du in berlin zum yin yoga? ich such schon lange..
    mach weiter so madhavilein!

  • Madhavi Guemoes
    25. Februar 2015 at 17:39

    Gute Besserung. Kathrin Knauth ist super oder Ewelina von Holistic Yoga Berlin. Grüße, Madhavi <3