Manchmal hat das Leben es nicht leicht mit mir. Ich kann so unfassbar anstrengend sein, es ist zum Haare raufen. Meine Gedanken kreisen dann um Dinge, die so unwichtig sind wie ein Sandkasten in der Wüste. Am lautesten ist momentan mein innerer Kritiker. Der brüllt mich schon morgens an und stampft mich zu Brei. Ich weiß nicht, wer ihn rausgelassen hat, es ist mir schleierhaft, er war doch so gut verstaut.
Es gibt Tage, da kann ich darüber lachen und es juckt mich herzlich wenig, an anderen kostet es mich Überwindung, meiner Arbeit überhaupt nachzugehen. Meine Kolumne zum Beispiel. Die habe ich versucht, in den letzten fünf Tagen zu schreiben und habe nach der Hälfte immer alles gelöscht. Nicht gut. Nicht interessant. Ich habe nichts zu sagen. Oder mein Kochbuch. Ich glaube je furchtloser ich im Alltag werde, desto größer wird mein innerer Wüstling. Dann beobachte ich meine Gedanken, trete ein Stück zurück und lasse es einfach zu. Doch das ist ja auf lange Sicht auch keine Lösung. Es ist Zeit, ihm die Stirn zu bieten!
Gestern ist Meera Hashimoto bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen. Meera war eine Schülerin von Osho, eine beeindruckende Künstlerin und Lehrerin, die einem die Angst vor der eigenen Kreativität im Nu austrieb. Mit 60 sprang sie noch vor unseren Augen aus dem Stand in den Spagat (nicht nachmachen!). Ihre Lebenswucht hat mich immer umgehauen. In Indien habe ich ihr gern beim Malen oder Tanzen zugeschaut, es war beeindruckend. Nun ist sie nicht mehr da, und ich erinnere mich an ihre Worte:
“If you remember that you can express yourself, your life will change a lot. You will never again hear from people that you are not good for anything, that you were born with two left hands.”
Ich war immer eine lausige Malerin. Doch mit ihr an meiner Seite, mit ihren warmen Worten fühlte ich mich gesehen, und konnte mich ausdrücken. Es war schnurz, was dabei herauskam.
Wenn ich so darüber nachdenke, geht es nur darum, wieder in Verbindung mit dem Ort in mir zu kommen, der mich liebevoll umarmt und nicht so harsch mit mir ist. Vielleicht sollte ich meinen inneren Kritiker, diese elendige Wanze, nicht mehr einsperren, sondern ihm die Koffer vor die Türe stellen. Der Auszug ist eh schon längst überfällig. Wenn er wieder artig und konstruktiv ist, darf er gern mal auf ein Stückchen Kuchen vorbeikommen!
#staytrue
Madhavi