Vor gut einem Monat war ich in Dubai, um meinen Geburtstag zu feiern. Nicht weil ich ein riesiger Fan von Dubai bin, sondern eher, weil es praktisch auf dem Weg nach Amritsar, Indien lag, wo zufälligerweise gerade ein Workshop von Gurmukh stattfand – genau an meinem Geburtstag! Also dachte ich mir, warum nicht? Außerdem wollte ich mir auch mal ein Bild von Dubai machen. Und was soll ich sagen? Es war genau so, wie ich es erwartet hatte. So glatt gebügelt und künstlich, dass ich kaum glauben konnte, dass Menschen dort wirklich leben möchten.
Trotzdem hatte ich dort eine nette Zeit, aber ich denke nicht, dass ich noch mal dorthin muss. Es war einfach zu perfekt, zu unnatürlich. Dubai erinnerte mich stark an diese perfekt inszenierte Instagram-Welt, wo nichts echt ist, aber trotzdem spürt man, dass etwas nicht stimmt.
Ein paar Tage später landete ich dann endlich wieder in Amritsar und oh, was für ein Kontrast! Alles war herrlich unperfekt und doch wunderschön. Dort habe ich viel über mein Leben nachgedacht, besonders über diesen 20-Jahres-Zyklus, in dem ich mich gerade befinde.
Bevor ich geheiratet habe, war Indien immer meine Heimat. Hier kann ich mich einfach ausdehnen, fühle mich wohl und kann das Leben genießen. Es ist eine große Liebesgeschichte zwischen mir und diesem Land, das war es schon immer. Als ich das erste Mal als Kind nach Indien kam, wusste ich: Hier gehöre ich hin. Deutschland war nie wirklich mein Zuhause, auch wenn ich hier viel zu tun hatte, karmisch gesehen.
Die Entscheidung, die den Stillstand durchbricht
Vor über 20 Jahren stand ich an einem ähnlichen Punkt wie heute, auch damals in Indien. Ich war in einer sehr langen Beziehung, aber ich merkte, dass es nicht mehr weiterging. Wir haben uns nicht mehr weiterentwickelt, waren einfach stehen geblieben. Als Paar. Es war bequem und sicher, aber ich bin so schnell gewachsen und die Beziehung konnte einfach nicht mithalten. Also habe ich damals die Entscheidung getroffen, mich zu trennen – und das war die beste Entscheidung, auch wenn es wehgetan hat. Es war nichts Schlimmes passiert, es war einfach Zeit, dieses Kapitel zu schließen. Wir kommen alleine auf die Welt und gehen auch alleine. Dazwischen begleiten uns wunderbare Menschen, aber nichts ist für die Ewigkeit.
In den vergangenen Wochen habe ich viel über mein Leben meditiert. 20 Jahre in einer Beziehung, zwei großartige Kinder großgezogen – darauf bin ich verdammt stolz. Aber ich bin keine Hausfrau, deren Lebensfreude darin besteht, perfekte Kindergeburtstage zu schmeißen (was ich übrigens auch nie gemacht habe, haha!). Mein spiritueller Weg war für mich immer das Wichtigste. Klingt egoistisch? Vielleicht. Mein Mann wusste das von der ersten Minute.
Doch trotz allem habe ich es geschafft, die feinsten Kinder großzuziehen und eine Ehe auf meine eigene Art zu führen, ohne dabei meine eigenen Werte zu vernachlässigen. Jetzt, da meine Kinder erwachsen und eigenständig sind, habe ich mich dazu entschieden, weiterzugehen. Plötzlich war dieses ganz klare Gefühl da.
Ein neues Kapitel
Gibt es Groll? Nein. Drama? Auch nicht. Traurigkeit? Ich würde sagen, eine leise Melancholie des Abschieds. Dennoch weiß ich, dass Veränderung manchmal unumgänglich ist, und ich bleibe mir selbst treu.
„Stay True“ ist nicht nur der Titel meines Buches, sondern ein Leitmotiv meines Lebens. Viele Menschen haben Angst davor, was andere von ihnen denken könnten, wenn sie sich trennen, oder sie sind finanziell nicht unabhängig genug. Zum Glück ist das bei mir nicht der Fall. Ich setze meine eigenen Maßstäbe und verdiene mein ganz eigenes Geld.
Meine Kinder sind wirklich großartig und unglaublich verständnisvoll. Ich habe sie so erzogen, dass sie verstehen, dass es im Leben viele verschiedene Pfade gibt. Für sie wird sich nicht viel ändern, vielleicht wird sogar alles noch besser – wer weiß das schon?
Wir fühlen uns wohl in unserem gemütlichen, sicheren und manchmal etwas eintönigen Leben. Doch die wahre Lebendigkeit pulsiert woanders. Wenn sie fehlt, können wir versuchen, sie zurückzubringen. Aber wenn das Feuer dazu fehlt, dann ist es Zeit für einen großen Wandel. Wer entscheidet eigentlich, wie wir leben sollen?
Nächste Woche geht’s für mich zurück nach Amritsar für ein paar Monate. Dort kann ich wirklich etwas bewirken, nützlich sein. Ich möchte nicht mein Leben vor Netflix, Instagram und auf der Couch verschwenden – dafür ist die Zeit viel zu kostbar. Ich habe große Träume und fange gerade erst an, sie zu verwirklichen. Das Leben ist kurz, aber zu lang, um unglücklich zu sein, sagte neulich eine Frau am Flughafen zu mir.
Ich weiß nicht, was die Zukunft für mich bereithält, aber solange ich im Einklang mit mir selbst bin und das mit aller Kraft bewahre, ist alles in Ordnung. Denn das ist das Wichtigste: eine starke Verbindung zu sich selbst zu haben, sodass alles im Außen nur eine Ergänzung ist.
Mein Motto lautet: Mutig dem Leben ins Auge blicken und sich selbst gegenüber radikal ehrlich sein. Es ist nicht immer bequem, ganz im Gegenteil. Aber nur so können wir wirklich lebendig sein und das Leben in vollen Zügen erfahren.
Ich habe keine Angst. Im Gegenteil. Ich bin wahnsinnig bereit und gespannt auf mein neues Kapitel. Für alles im Leben gibt es Phasen und Menschen, die uns begleiten, wir sollten nie Furcht davor haben, alleine dazustehen.
Wahe Guru!
Madhavi
© Maria Schiffer
11 Comments
Bettina Merz
4. Mai 2024 at 11:22Herzlichen Glückwunsch für diesen neuen Weg! Meine Hochachtung vor soviel Kraft und Klarheit! Es ist kein einfacher Weg aber der beste, so visionärisch und konsequent zu sich zu stehen! Ich wünsche dir alles erdenkbare Glückliche und einen tollen neuen Lebenseinstieg. Auch ich werde Ende des Jahres 3 Monate woanders leben um es zu prüfen ob es mich so einnimmt wie die Gedanken dazu sind!
Sat Nam Tina Merz
Nina
4. Mai 2024 at 18:15Stay true du wunderbarer Mensch… Du bist schon immer deinen Weg gegangen und wirst ihn auch weiter gehen. Schön, dass ich dich begleiten darf. Dicker Kuss Nina
Madhavi Guemoes
4. Mai 2024 at 18:25❤️❤️❤️
Eva
4. Mai 2024 at 23:50Respekt ❤️
Elena
5. Mai 2024 at 11:50Sehr inspirierend. Mitten ins Herz. ❤️
Anja
5. Mai 2024 at 14:05Respekt Madhavi für diesen Schritt, der mich nicht überrascht! Du gehst deinen Weg im Einklang mit dir ❤️ und ich freue mich über die Inspirationen, die du auch weiterhin mit uns teilst. Und wer weiß, vielleicht treffen wir in Indien aufeinander…Sat Nam Parashakti
Petra Gabelsberger
6. Mai 2024 at 10:51Tief berührt! Danke für deine Worte ❤️
Sonja
6. Mai 2024 at 17:10❤️ stay true! Bon voyage!
Mareen
6. Mai 2024 at 19:17Toll! Alles Gute liebe Madhavi! ❤️ Ich verstehe das sehr gut! Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Neue Aufgaben. Liebe. Leben. Lachen. 🩷
Lis
6. Mai 2024 at 20:12Berührend! Ich habe Respekt vor deiner Konsequenz und bin bereit, auch selbst mehr davon in mein Leben zu holen! Stay true!
Barbara Rau
9. Mai 2024 at 10:42Danke für deine Offenheit , es ist berührend, da ich das alles gut kenne. So wie du schreibst hatte ich viel zu lange Angst vor dem was andere über mich denken.
Das ich versagt habe, die Familie zusammen zuhalten, und so …
Danke für deinen Mut und Entschlossenheit .
Von Herzen alles Gute für dein neues „Kapitel“❤️