Ich stehe in meiner Küche und denke an Rezepte. Kochen. Was mir gerade hilft, nicht vollends in Tränen auszubrechen, ist Kochen. Schlichtes, ehrliches Kochlöffel schwingen.
Ich habe die App der Süddeutschen Zeitung. Dort kamen gestern im Stundentakt Schreckensnachrichten, die mich ermüdeten und taub machten. Da war Berlin noch fröhlich am Glühweintrinken. Ich nahm sie zur Kenntnis. Schluckte und atmete tief. Vielleicht sollte ich die App demontieren, dachte ich. Noch bevor ich zur Tat schreiten konnte, kamen die News vom Breitscheidplatz. Ich musste mich setzen. Beobachtete leise, wie flink sich die Nachricht verbreitete und wie Panik geschürt wurde. Ich war und bin gelähmt.
Ich möchte jetzt gar nicht näher auf das Ereignis in Berlin eingehen, denn ich weiß viel zu wenig, und meine Gefühle und Befindlichkeiten sind gänzlich unwichtig. Ich denke an die Menschen, die Leid erfahren mussten und an all die Angehörigen, die jetzt ohnmächtig sind vor Trauer.
Hass keine Chance geben
Was ich aber sagen möchte: Es nützt nichts, den Hass noch mehr zu schüren. Aber ich bin auch ein wenig ratlos. Wie können wir Liebe schenken, wenn wir es noch nicht einmal schaffen, uns im kleinen Kreis liebzuhaben? Die Aktivistin Ruby Sales sagt: “Wir sollten uns nicht ständig darauf konzentrieren, was wir alles hassen oder nicht leiden können. Wir sollten vielmehr dem Aufmerksamkeit schenken, was wir lieben.”
Eine kluge Frau. Hass keinen Raum geben. Nicht im kleinen Kreis, der uns umgibt. Nicht im großen. Achtsam sein, mit dem, was wir von uns geben. Und sei es nur eine kleine Lästerei, die durch die Luft fliegt.
Ich werde mich heute weiterhin in meiner Küche verschanzen. Normalität leben. Frei bleiben. Im Geist und im Herzen. Energie in das geben, was erhebend und erdend ist. Angst, Hass und Wut sind in meiner Küche verboten. Das vermiest nämlich gehörig das Gericht.
#letloverule
Madhavi