Dieser Artikel entstand in Kooperation mit dem Brigitte Magazin, welches unter #willkommengelassenheit zu mehr Gelassenheit im Leben aufruft – und ich darf Teil dieser fabelhaften Kampagne sein, juchuu!
Während ich mit meiner Tafel Schokolade auf dem Sofa kuschel, scrolle ich im Zeitlupentempo auf Instagram herum. Draußen ist es dunkel, der Regen plätschert zornig gegen die Fensterscheiben. Auf Instagram entdecke ich Bilder mit äußerst gesundem Essen, hübsch drapiert mit unzähligen Likes und Hashtags wie #healthyliving #cleaneating und #nocarbs und Frauen, die stolz ihre Waschbrettbäuche in die Kamera schieben.
Ich schalte mein Telefon aus. Nicht, dass ihr mich falsch versteht. Ich liebe gesundes Essen. Ich lebe ein bewusstes Leben. Doch ich kann den krankhaften Optimierungswahn, der in unserer Gesellschaft herrscht, nicht leiden. Nie ist etwas gut, groß, oder schön genug. Es gibt immer etwas zu motzen.
Wo bleibt die Gelassenheit?
Klar, keiner soll im Leben auf der Stelle stehen bleiben. Think Big und so. Je disziplinierter, desto besser. In Maßen, Kinder, in Maßen. Alle hasten durch ihr Leben, in der Sorge, etwas zu verpassen, oder nicht genug vom Kuchen, Mango, oder sonstwas abzubekommen.
Früher saß man abends mit Werthers Echte auf der Couch, las die Brigitte, und im Hintergrund tobte die Schwarzwaldklinik. Da gab es noch nicht diese verkrampfte Selbstbeherrschung. Da hat man den Moment noch in vollen Zügen genossen.
Das schlechte Gewissen
Heute wird ein Stück Kuchen verputzt, und kurz darauf in einer App gecheckt, wie oft man dafür am nächsten Morgen um die Alster wetzen muss. Frauen bekommen Muckis vom strapaziösen Crosstraining und pennen erschöpft um 19 Uhr ein. Wer abends nicht mehr zum Yoga sprintet ist nicht diszipliniert genug, schlechtes Gewissen vorprogrammiert.
Den Moment auskosten
Ich bin dafür, dass wir wieder mehr Gelassenheit in unseren Alltag kultivieren. Uns schön bewegen und gesund ernähren. Dazu gehört ein köstlicher Smoothie aber ab und zu auch eine Tüte Chips. Wir müssen wieder durchatmen. Ich habe meine Schuldgefühle mittlerweile verbannt. Ich entscheide mich bewusster für Seelenruhe und quäle mich nicht unnötig herum. Ja, ich gehe mehrmals die Woche zum Yoga, fahre Fahrrad und ernähre mich hervorragend. Wenn ich es mal nicht schaffe, so what?!
Jetzt kommt die Vorweihnachtszeit. Nehmt euch mal wieder Zeit, in Ruhe ein Buch, Magazin oder eine kluge Tageszeitung zu lesen. Kuschelt euch in eine Decke und schaut einen Film in voller Länge, ohne ständig auf das Telefon zu glotzen. Esst unverkrampft Lebkuchen im Kerzenschein. Ein Abendessen nach 20 Uhr in netter Gesellschaft? Kein Problem! Das wird euch nicht schaden. Das Leben ist kurz. Ist aber immer noch kein Grund, da verkrampft durchzurauschen wie Knight Rider. Oder was meint ihr?
Love & Rockets,
Danke an Closed für die Ausstattung: Kleid & Strickjacke!
Mala: Nintaanzi
1. Foto: Shirin Ourmutchi
Natalie
21. Oktober 2015 at 5:33Liebe madhavi, Danke für den post . du sprichst mir aus der Seele. Du triffst immer genau den Punkt. versuche mich auch gerad in Gelassenheit u Slow Down u merke wie gut es tut mal runterzuschalten und auf den Körper zuhören auf allen Ebenen. Dann gibt es halt mal YIN yoga statt power Yoga und erfreue mich der wundervollen Wirkung .freu mich auf dein nächsten Post & würd dich gern mal live erleben hughs & kisses cass
Evelyn
21. Oktober 2015 at 6:18Liebe Madhavi, Du siehst hübsch aus auf dem Foto! Das Kleid inspiriert mich..Du sprichst mir aus der Seele. Ich würde mal sagen, ein Hoch aufs Menschsein und Menschbleiben und weg mit dem Optimierungswahn!
Edith
21. Oktober 2015 at 8:26DANKE! einfach! wunderbar! 🙂
4 more
21. Oktober 2015 at 8:36So verdammt wahr!
Und weißt Du was das schlimmste ist? Ich habe früher alle bemitleidet, die diesem Selbstoptimierungswahn verfallen waren, habe nicht verstanden warum alle Frauenzeitschriften voll mit Diäten waren und ebensowenig meine Freundinnen, die „nur Salat ohne Dressing“ im Restaurant geordert haben und die jedes Essen in Punkten gezählt haben. Und heute, heute bin ich auch so eine. Zwar ohne Diäten, denn „glücklicherweise“ war und bin ich mehr als schlank, aber immer getrieben davon dass das auch so bleibt und deshalb nach Möglichkeit nur gesund und „gut“ zu essen, täglich Yoga zu machen oder zu trainieren und Altersanzeichen an meiner Haut wegzupflegen. Das allerschlimmste daran ist aber dass ich weiß wie idiotisch das ist was ich mache und wie viel Lebensfreude ich mir damit nehme und aber trotzdem nicht davon los komme…
Sandra
21. Oktober 2015 at 8:51Großartig – ganz großartig!!! Vor allem darf man nie vergessen, dass was uns auf den „sozialen“ Netzwerken präsentiert wird ist selten die Wahrheit… Nicht das Schaufenster anderer mit der eigenen Rumpelkammer vergleichen! Wobei, in meiner Rumpelkammer ists wenigstens sehr gemütlich 😀
Nadine
21. Oktober 2015 at 9:57😀 Großartig! Über meine persönliche Disziplinierung in den letzten Jahren wurde ich immer „effizienter“, strukturierter und leistungsfähiger (Yogaweg, is klar..), ging den ausgeglichenen „mittleren Weg“. In mir wurde es immer enger, kleinkäuziger und spießiger. Lieber ein Spießer als ein Freak, dachte ich, ging es mir früher im puren Ausleben des Chaos nicht sonderlich gut und Depris behinderten mich. Die habe ich in meinem aktuellen Lebensstil nicht mehr. Dafür Pickel (nebenbei bemerkt, hier arbeitete ich viel mit dem Thema Darm und clean eating ;-)) und latent begleitet mich das Gefühl, irgendetwas aus mir muss heraus und ich weiß nicht was es ist.
Letzte Woche war ich in Urlaub mit einem alten Freund aus meinem Leben damal als ich noch unkonventionell und chaotisch war. Ein unheimlich unterhaltsamer Mensch, der schonungslos spiegelt, in Verlegenheit bringt, auf Konventionen scheißt, mal Proll ist, mal Intelektueller, gern Völlerei betreibt, an Grenzen geht. Ich bin mitgegangen. Hab, haltet Euch fest, Cola mit Aspartam getrunken, Pommes gegessen,… ou mein Gott, sogar in einen Hünchenschenkel gebissen, Nächte durchgemacht, Quatsch erzählt, kein Mattenyoga…Was soll ich sagen…Mir ging es großartig, wie lange nicht. Sogar meine Haut wurde besser trotz böser böser Substanzen.
„Merkste wat?!“, war in dem Zusammenhang ein Spiegel, der mich mir nochmal um einiges näher brachte. Ja, mittlerer Weg und Yoga kann soviel mehr sein, als in Pampelmusen beißen und Disziplin zu halten. Ich danke diesem Freund sehr dafür.
Cathrin
21. Oktober 2015 at 10:00Ganz tolle Worte! Danke dafür! Made my day! 🙂
Jasmin
21. Oktober 2015 at 11:08Liebe Madhavi, erfrischende und wahre Worte, danke! Auch wenn wir selbst immer wieder propagieren, dass Genuss wichtig ist und sich nicht das ganze Leben um Selbstoptimierung drehen sollte, lassen wir uns doch selbst zu schädlichen Verhaltensweisen hinreißen. Die Arbeit als Blogger mit allen möglichen Kanälen ist aber auch gefährdend. 🙂
Line
21. Oktober 2015 at 11:09Tolles Bild, schöne Frau, wahre Worte! Ich danke dir Madhavi.
claudigoesvegan
21. Oktober 2015 at 12:45Ich meine, das das ganz schön toll geschrieben ist. Vielen vielen Dank und Sonnengrüße aus München, Claudi
Sina
21. Oktober 2015 at 13:23Wie immer ein wundervoller Artikel!
Ich persönlich bevorzuge ja nach Feierabend zu Hause anzukommen, meine Sachen auf dem Flur stehen zu lassen (zum Leidwesen meines Freundes) und mich inklusive Jogginghose aufs Sofa zu schmeißen und essender Weise fernzusehen. Heeeerrlich!
Dass ich dann am nächsten Morgen in Hektik ausbreche, weil ich erst Tasche aus und dann einpacken muss, kann ich am Abend vorher hervorragend verdrängen?
Ich bin absolut und sowas von für viel mehr #willkommengelassenheit
❤️ Sina
Madhavi Guemoes
21. Oktober 2015 at 13:25Liebe Natalie, danke für Dein liebes Feedback! #willkommgelassenheit yeah!
Madhavi Guemoes
21. Oktober 2015 at 13:26Haha, dich soll mein Text inspirieren, nicht mein Kleid. Kleiner Scherz! Ja, ein Hoch auf die Gelassenheit. Mögen wir sie fix kultivieren!
Madhavi Guemoes
21. Oktober 2015 at 13:27Danke!
Frau Koriander
21. Oktober 2015 at 14:19Ich finde ja,du solltest dir mal langsam Gedanken machen,wann du deinen ersten Motivationsworkshop startest…dafür würde ich glatt nach Berlin flitzen.
Madhavi Guemoes
21. Oktober 2015 at 14:20Haha, Du meinst, wie wir gemeinsam auf der Couch sitzen und Chips futtern?
Frau Koriander
21. Oktober 2015 at 14:37Aber Grünkohlchips, ne…:-)
Madhavi Guemoes
21. Oktober 2015 at 14:49Na klar!
Bettina
21. Oktober 2015 at 17:05Du sprichst mir aus der Seele.Ja, das Leben ist kurz.
Kürzlich starb unerwartet ein sehr lieber Freund und Kollege. Immer wenn ich ihn getroffen habe, hat er sich Zeit genommen für ein liebes Wort oder einen Scherz- egal wie sehr er im Stress er war; und er liebte gutes Essen.
Das ist es, was zählt und das, was bleibt: Nicht ob man perfekt ist- sondern wie präsent man ist. Die Kunst, wirklich da zu sein im jeweiligen Moment und das zu (er)leben, was grad ansteht: eine fette Pizza, ein nachdenkliches Gespräch,jemandem ein aufmunterndes Lächeln schenken oder einfach nur dasitzen und tagträumen.
Viele Grüße
B.
Maike
21. Oktober 2015 at 20:58Bombenartikel! Auf dass wir wieder lernen, optimal zu genießen. Danke für deine Seelenworte und Inspiration!
Stefan
3. November 2015 at 14:25Sehr schöner Artikel, hätte wohl niemand besser in Worte packen können!
Nic
4. November 2015 at 14:45Liebe Madhavi, vielen Dank für diesen Beitrag! Seit ich mich bewusster in meiner Ernährung geworden bin, saß mir immer das schlechte Gewissen im Nacken, wenn ich süß gegessen habe. Ich habe es zwar gegessen, aber nicht genossen. Schritt für Schritt habe ich erkannt, was für ein Unsinn das war. Und mittlerweile kann ich meine Lieblingstafel Schokolade auch richtig genießen, ohne in meinem Hinterkopf über die „Folgen“ nachzudenken. Mit Deinem Artikel werde ich ab sofort noch mehr genießen können! <3
Sei herzlich gegrüßt!