Die Klimaanlage summt leise vor sich hin, während ich aus meinem Lieblingscafé auf die verwinkelten Gassen von Al Fahidi blicke. Wo sich die alten Windtürme gegen den Himmel recken und die ockerfarbenen Mauern Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen. Dubai – eine Stadt, die ich nie zu mögen glaubte. Doch hier, im historischen Viertel, abseits der glitzernden Fassaden und künstlichen Inseln, entdecke ich einen unerwarteten Charme. Die traditionellen arabischen Häuser, die engen Gassen und der duftende Gewürzsouk erinnern mich mehr an einen orientalischen Basar als an die Postkartenansicht der Metropole. Und so sitze ich hier, drei Flugstunden von meinem geliebten Amritsar entfernt, und finde überraschenderweise Frieden in diesem Ort zwischen Tradition und Moderne.
Unerwartete Wendungen
Das Leben schreibt manchmal Geschichten, die selbst die kreativste Autorin oder der kreativste Autor nicht erfinden könnte. Vor einem Jahr hätte ich gelacht, wenn mir jemand prophezeit hätte, dass ich mich eines Tages in Dubai zu Hause fühlen würde, während ich auf die Erneuerung meines indischen Visums warte. Indien – das Land, das meine Seele berührt hat, lange bevor ich eine Familie gründete, und das mich nun wieder in seinen chaotisch-wunderbaren Bann zieht.
Dieses Jahr war wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Schmerzhaft, transformierend, herausfordernd. Aber vor allem war es ehrlich. Ehrlich zu sich selbst zu sein, ist vielleicht der größte Mut, den wir aufbringen können. Sich den unbequemen Wahrheiten zu stellen, sich selbst im Spiegel zu begegnen – nicht dem geschönten Bild, das wir gerne von uns hätten.
Über den Mut zur Angst
Manchmal fragen mich Menschen, ob ich keine Angst habe. Vor dem Alleinsein, vor dem Scheitern, vor dem Ungewissen. Natürlich habe ich das. Aber was wäre die Alternative? Ein Leben in Kompromissen, ein Leben im Wartezimmer der eigenen Träume? Wenn ich eines Tages gehen muss, dann soll auf meinem Grabstein nicht stehen „Sie hat sicher gelebt“, sondern „Sie hat mutig gelebt“.
Ich glaube fest daran, dass unser Leben in gewisser Weise vorgezeichnet ist – wie ein Theaterstück, bei dem wir zwar den groben Plot kennen, aber die Interpretation unserer Rolle selbst in der Hand haben. Wir können an vielen Stellschrauben drehen, können improvisieren und gestalten. Aber manchmal müssen wir auch loslassen und dem Leben vertrauen, uns von seiner Strömung tragen lassen.
Hier in Dubai, dieser Stadt der Gegensätze, wird mir das besonders bewusst. Zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ost und West, zwischen Bleiben und Gehen gibt es keine falschen Entscheidungen – es gibt nur unsere Entscheidungen. Und die Erkenntnis, dass jeder Moment kostbar ist, dass wir keine Zeit haben für ein Leben, das wir später leben wollen.
Ein Aufruf zum Aufbruch
An alle, die sich in einem Zwischenraum befinden, die mit dem Gedanken spielen, etwas zu verändern: Es ist nie zu spät. Der beste Zeitpunkt für Veränderung ist nicht morgen oder nächstes Jahr – er ist jetzt. Das Leben wartet nicht darauf, dass wir bereit sind. Manchmal müssen wir springen, bevor wir wissen, ob wir fliegen können.
Während die Sonne hinter den alten Windtürmen versinkt und der Muezzin zum Abendgebet ruft, spüre ich eine tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit für den Mut zur Veränderung, für die Kraft, meinem Herzen zu folgen, und für die Gewissheit, dass das Leben genau dann am reichsten ist, wenn wir es wagen, es wirklich zu leben. Und während ich hier sitze, in dieser Stadt zwischen den Welten, zähle ich die Tage, bis ich zurück nach Hause, nach Amritsar fliegen kann. Noch ein paar Tage… juchu!
Stay true,
Madhavi
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