Als mein Sohn mich am Wochenende fragte, was ich anders machen würde, wenn ich mein Leben komplett auf Anfang stellen könnte, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter, denn er ist mittlerweile so groß wie ich, und flüsterte in sein Ohr: “Gar nichts.”
Später grübelte ich darüber nach, ob ich das einfach so dahin gesagt hatte, weil, nun ja, man das ja manchmal leider so macht. Ich war mit seiner Frage den ganzen Nachmittag beschäftigt. Nahm mutig mein Leben auseinander, puzzelte es wieder zusammen. Nein. Ich würde nichts anders machen. Keinen Moment missen wollen. Keiner vergossenen Träne nachtrauern. Und ja, es gab unglaublich schmerzhafte Momente. Aber auch so unheimlich viele gute.
Ich wäre heute nicht der Mensch, der ich bin, wäre ich nicht durch all diese Erfahrungen durchgestapft. Menschen, die mir begegnet sind, waren mir gute Lehrer. Auch, wenn sie vielleicht nicht mehr in meinem Leben sind, aus welchen Gründen auch immer.
Das Leben in Fülle leben
Es gibt diese Erzählungen von Menschen, die auf dem Sterbebett liegen und berichten, was sie anders gemacht hätten im Leben. Dinge, die sie bereut haben oder gern erlebt hätten.
Ich habe mir geschworen, so nicht zu leben. Wäre das Leben morgen vorbei, hätte ich mir alle Herzensangelegenheiten erfüllt. So weit es jedenfalls möglich war. Habe mich nicht verbogen, mich nicht belogen, nichts bereut. Bin mir treu geblieben, auch, wenn das oft nicht gut ankam. Habe Zelte abgebrochen. Sie wieder aufgestellt.
Ich bin ja seit ein paar Monaten 40 und muss sagen, das ist die beste Zeit meines Lebens. Die Grenzen sind nahezu aufgeweicht. Das Leben ist so viel reicher und weiter geworden. Heiterer. Auch, wenn das Leben ab und zu mal hakt. Nein, ich würde mein Leben nicht noch mal auf Anfang stellen wollen. Nichts anders machen. Das Leben ist ein Geschenk, mit all seinen Ecken und Kanten. Will gelebt und erfahren werden. Alle Erfahrungen gehören zusammen, bilden eine Einheit. Mein Leben.
Wäre doch viel zu schade, wenn ich das alles auslöschen wollen würde!
#livelifetothefullest
Madhavi
Foto // Maria Schiffer
9 Comments
Kathrin
23. August 2016 at 8:08oh sehr schön gesagt! Und es freut mich sehr für dich das du das in deinen jungen Jahren sagen kannst! Sowas gibt einen doch eine innere Zufriedenheit! Bleib dir weiterhin so treu!
Susi
23. August 2016 at 8:25<3 schöne Worte
Jessica
23. August 2016 at 9:40Hallo, ein sehr schöner Beitrag. Und ich (fast 36) denke schon immer Ü30 ist so toll. Wie soll es dann nur mit 40 werden?! 😉
Ich mag an Dir, das Du nicht „gefallen“ möchtest. Jedenfalls den Anderen. Bleib Dir treu, ich mag Deine Beiträge sehr.
Fräulein Julia
24. August 2016 at 15:20Ja, das kann ich alles so unterschreiben! Aber bis ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, brauchte es ein paar Erfahrungen – u.a. den Tod meines Vaters, der mit ähnlichen Worten wie oben erwähnt gestorben ist.
Seitdem denke ich: alles mitnehmen, alles genießen, alles so akzeptieren – auch die Tränensturzbäche, Verletzungen und schmerzhaften Erlebnisse. Akzeptanz macht alles so viel einfacher, finde ich.
Ann-Kristin
24. August 2016 at 17:12Super schön geschrieben. Genau wie du es beschreibst versuche ich ebenfalls zu leben. Zwar läuft nicht immer alles am Schnürchen, aber egal wie es im Leben läuft versuche ich mir treu zu bleiben.
Christine Grün
28. August 2016 at 20:01sehr schön geschrieben ! ich sehe das genauso ! und ich denke nur so kann es funktionieren !
Netti
1. September 2016 at 23:16Deine Haare sind schön so! Hast Du nun einen Friseur gefunden? ´Wenn ja, verrätst Du ihn uns?
Madhavi Guemoes
2. September 2016 at 19:24Hi Netti,
danke! Ich gehe zu Vidal Sassoon in Berlin. Zu Marius. Grüße, Madhavi
Annette
2. September 2016 at 23:16Danke für den Tipp! Teuer?