Seit ein paar Jahren wird das Thema Gaslighting immer präsenter. Der Begriff stammt aus einem Film in den 1940er-Jahren mit dem Titel Gaslight, in dem ein Mann kontinuierlich die Realität seiner Frau manipuliert, in dem er leugnet, Gegenstände einfach verschwinden zu lassen, das Licht jede Nacht auszuschalten und zu behaupten, sie wäre geistig nicht ganz bei Trost. Gaslighting ist eine Form des emotionalen Missbrauchs und Manipulation, bei der das Opfer seinen Verstand, die emotionale Bestätigung und den Selbstwert infrage stellt. Oft wird der Begriff Gaslighting mit missbräuchlichen Beziehungen zu anderen Menschen in Verbindung gebracht, doch kann Gaslighting auch sich selbst gegenüber praktiziert werden und darüber möchte ich heute schreiben, denn es kommt viel öfter vor, als du glaubst.
Was ist Selbst-Gaslighting?
Kennst du die Momente, in denen du deine Gedanken und Gefühle wahrnimmst und sie sofort abwertest? Du hast einen guten Bullshit-Melder in dir aka Intuition und wenn du ihn nicht beachtest, ihn ständig abwertest, stellst du dich selbst ins Gaslighting. Gedanken wie: „Ich bin vielleicht zu empfindlich“, „andere würden sicher auch nichts sagen“, „sicher spinne ich“, „ich reagiere bestimmt nur über“ oder „ich bin halt selbst schuld“, sind gute Indikatoren dafür, dass du wahrscheinlich Opfer von Gaslighting und du selbst die TäterIn bist. Vielleicht hast du es in der Vergangenheit so gelernt, weil du Opfer durch eine andere Person geworden bist und das weiterführst. Das muss aber gar nicht sein.
Gaslighting in der spirituellen Szene
Ich beobachte die spirituelle Szene in ihren vielen Facetten schon mehrere Jahre. Als junge Frau wurde ich selbst des Öfteren Opfer von Gaslighting. Das ging so weit, dass meine spirituelle Lehrerin, der ich jahrelang unentgeltlich half, Tag und Nacht zur Seite stand, in einem Eiskaffee direkt neben mir auf der Bank saß und so tat, als würde ich nicht existieren. Das traf mich sehr tief. Ich war ihrer Meinung nach nicht demütig genug der Lehre gegenüber, was totaler Bullshit war.
Das war einfach nur ihre Art, mir mitzuteilen, dass ich zu faul war, nicht 20 Stunden kostenlos in ihrem Studio zu arbeiten. Doch sofort dachte ich genau das. Was wäre, wenn ich bescheidener wäre und meinen Selbstwert hinten anstellen würde? Wäre ich dann schneller erleuchtet? Sicher nicht. Viele Jahre habe ich mich selbst verleugnet, doch das ist zum Glück vorbei. Ich bin ehrlich zu mir, manchmal erkenne ich solche unangenehmen Momente vielleicht etwas später, aber ich erkenne sie.
Manipulation erkennen
Demut oder Bescheidenheit schmälert nicht deinen Selbstwert oder dein Selbstvertrauen. Du kannst bescheiden und selbstbewusst sein und die Fähigkeit haben, ganz genau zu schnallen, wenn du verspottet oder manipuliert wirst. Wir schätzen Demut gerade auf dem spirituellen Marktplatz in besonderem Maße, weil jemand, der demütig ist, oft seine Unzulänglichkeiten und Schwächen anerkennt. Jemand, der demütig ist, fixiert sich nicht auf seine Schwächen und lässt zu, dass sie seine Stärken oder seine Einzigartigkeit als Person überlagern.
Wie überwindest du Selbstverleugnung?
Sprich mit jemandem darüber, dem du vertraust. Vielleicht kannst du einen Coach zur Hilfe nehmen. Wenn du die Unterstützung eines professionellen Beraters und von Freunden in Anspruch nimmst, hast du die Möglichkeit, ernsthafte Unterstützung zu erhalten, aber auch die Unterstützung deiner Freunde. Achte darauf, wann du dich selbst in den Mittelpunkt stellst, z.B., wenn du die Gefühle, die du empfindest, durch negative Gedanken oder Verdrängung entkräftest. Erkenne stattdessen die Emotion an und bestätige dir, dass es richtig ist, so zu fühlen.
Es kann sich anfangs unangenehm anfühlen, Selbstbestätigung zu üben, vor allem, wenn du dich lange Zeit selbst geblendet hast. Im Kundalini Yoga sagen wir, dass es neun Sekunden braucht, bis wir eine wahrhaftige Antwort in uns finden. Meine Erfahrung ist, dass diese meist richtig ist, auch wenn die Antwort manchmal schmerzhaft sein kann.
Wenn du anfängst zu denken, dass du vielleicht nicht „krank genug“ bist, um Hilfe zu bekommen, bist du es in der Regel schon. Hör auf, deine geistige oder körperliche Gesundheit oder deine finanzielle, spirituelle oder berufliche Situation mit anderen zu vergleichen. Dadurch wirst du offener für Selbstverbesserung und kannst den emotionalen Missbrauch, den du erlebt hast, besser anerkennen. Emotionaler Missbrauch ist oft schwer zu erkennen und ja, auch schwer zu akzeptieren.
Du kannst die Art und Weise, wie du denkst, verändern
Die gute Nachricht: Du kannst dein Selbstvertrauen und deinen Selbstwert wieder stärken und der Selbstverleugnung ein Ende setzen. Das braucht allerdings Geduld und deine Mitarbeit. Und wie oben schon beschrieben, vielleicht auch ein wenig Hilfe von außen. Wenn du ein Gefühl verspürst, watsche dich nicht gleich ab. Forsche, wo das Gefühl herkommt. Wirst du ungerecht behandelt? Wirst du auf einmal nicht mehr beachtet? Was für ein Gefühl entsteht dann? Versuchst du, den Fehler sofort bei dir zu suchen? Stopp!
Atme durch. Erlaube dir, ganz wahrhaftig zu erkennen, ob die Wahrnehmung fehlerhaft ist, oder vielleicht doch etwas dran sein könnte. Es ist wichtig, dass du erkennst, dass du nicht wertschätzend oder gar ungerecht behandelt wirst. Finde heraus, wie du in solchen Situationen mit dir selbst sprichst. Würdest du so mit deinen Freunden sprechen? Würdest du ihnen ständig sagen, dass ihre Wahrnehmung falsch ist und sie komplett überreagieren? Ich denke nicht.
Erlaube dir, deine Wahrheit auszudrücken
Wir müssen verstehen, dass jede Form von Gaslighting schädlich und missbräuchlich ist und sorgfältig behandelt werden muss. Wenn du selbst von Selbstverleugnung betroffen bist, solltest du erkennen, woher dieses Verhalten kommt, dir Unterstützung von Fachleuten und Freunden holen und dir selbst sagen, dass deine Gefühle und Gedanken akzeptiert werden und dass du es verdienst, dich selbstbewusst, kraftvoll und wertvoll zu fühlen. Nimm öfter mal einen Stift und ein Blatt Papier zu Hand und schreibe deine Gedanken unverblümt auf.
Es hilft, die Gedanken sozusagen einmal auszukotzen, um sie dann zu sortieren und zu erkennen, wie du mit dir selbst sprichst und eine Lösung findest, damit du mit Anmut durch das Leben gehen kannst. Und um noch mal auf die spirituelle Szene zurückzukommen: Es ist in Ordnung, Karma Yoga, auch Seva genannt, zu machen, gelegentlich mal 1-2 Stunden kostenlos zu arbeiten. Aber du musst erkennen, wenn du ausgenutzt wirst.
Und wenn du noch draufzahlst, um irgendwo gratis zu arbeiten, dann läuft da was gehörig schief. Wenn es für dich passt, fein. Wenn du aber bemerkst, dass es sich nicht rund anfühlt, dann mach deinen Mund auf. Meine Erfahrung ist, dass Wahrhaftigkeit sich immer auszahlt. Schalte deinen Bullshit-Melder öfter ein, du wirst erstaunt sein, wie oft er sich melden wird.
Stay true,
Madhavi
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