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Soulspiration // „Ich lass mir doch nicht von einer 20-Jährigen die Welt erklären.“

5. Juni 2021
madhavi-guemoes

Neulich sagte eine Bekannte zu mir: “Ich lass mir doch nicht von einer 20-Jährigen auf Instagram die Welt erklären, diese ganzen jungen Hüpfer glauben, dass sie die Weisheit mit Löffeln gefressen haben.” Diesen und ähnliche Sätze habe ich in den letzten Monaten immer wieder mal gehört. 

Und ich habe darüber nachgedacht und bin zum Ergebnis gekommen, dass wir, die vielleicht schon die 40 überschritten haben, sehr wohl eine Menge von jüngeren Menschen lernen können. 

Ich erinnere mich an eine Situation mit Anfang 20, als ich gerade dabei war, die Tür zum Yogastudio aufzuschließen, um zu unterrichten. Ich trug meine langen Haare zu zwei Zöpfen und sah dadurch sicher noch ein paar Jahre jünger aus. Im Hintergrund hörte ich, wie eine Teilnehmerin zu einer anderen leise sagte: “Ist das die Yogalehrerin? Das ist ja noch ein Kind, kann die das überhaupt?”

Das war ein sehr prägendes Erlebnis für mich, da ich mich absolut nicht ernst genommen fühlte, obwohl ich schon viele Jahre meditierte und Yoga praktizierte. Natürlich ließ ich mir das nicht anmerken. Aber ich ließ alle mit einem sehr strengen Ton die etwas unangenehmen Yoga-Stellungen doppelt so lange halten. Ich glaube, ab dieser Yogastunde habe ich so richtig den Sitz einer Lehrerin eingenommen. Danach kam die Frau sogar noch zu mir und bedankte sich fröhlich. 

Wenn ich mir so meine Kinder anschaue, welche Weisheit und Lebensweise sie mitbringen, dann lerne ich täglich etwas. Sie sind so viel bewusster als viele Erwachsene, Entscheidungen werden klüger getroffen, und sie setzen sich für wichtige Dinge ein, von denen ich vorher noch nie gehört habe. 

Was wir generell lernen können ist Offenheit. Spirituelle Lehrer*innen können jung und alt sein. Sie dürfen sogar gut aussehen, oha! Wer weiß, in welchen Körper eine sehr alte Seele Platz genommen hat? Welche Aufgabe diese Seele zu erfüllen hat? Wir haben immer die Idee, dass wir nur von Menschen lernen können, die schon viele Jahre auf dem Buckel haben. Ich denke, dass das falsch ist. 

Früher war ich immer die jüngste unter den Yogalehrer*innen. Und hatte viel zu erzählen, weil ich schon damals sehr viel erlebt hatte. Ich bin sehr froh, dass mir generell immer zugehört wurde. Und das sollten wir auch tun. Lasst alle Vorurteile mal beiseite und schaut, was ihr lernen könnt. Ob auf Social Media oder offline ist völlig schnurz. 

Was meint ihr? Hinterlasst mir gern eure Meinung in den Kommentaren.

x Madhavi

Foto © Maria Schiffer

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Sandra
    5. Juni 2021 at 21:00

    Liebe Madhavi, ich kenne so etwas auch aus eigener Erfahrung. Ich habe die 40 auch schon überschritten und bin Krankenschwester. Mit 20 hatte ich ausgelernt und wurde damals auch nicht immer von allen Patienten „für voll genommen“. Heute kann ich allerdings sagen, dass ich mich manchmal selber bei dem Gedanken erwische, ob sie/er das schon kann… Und dann muss ich daran denken, wie es mir ging. Und schon bin ich gelassener.

  • Kiki Frericks
    7. Juni 2021 at 6:10

    Liebe Madhavi,
    das ist die beste Einstellung. Manchmal lernen wir von den Jungen, manchmal von den Lebensälteren. Ich möchte nie auslernen. Ich bleibe jung, neugierig und mein Leben hoffentlich lange spannend.
    Happy day🦋
    Kiki

  • Janina
    7. Juni 2021 at 11:33

    Hallo Madhavi,
    ich lerne am liebsten von meinen Kindern, z. B. von meiner 4-jährigen, die mir erklärt, dass sie keine Zucchini isst, da sie darin Vegetarier ist, wie sie es erklärt;-) Ich denke, wenn wir weltoffen bleiben, den jüngeren und den älteren aktiv zuhören und deren Ängste/Wünsche/Visionen ernst nehmen, können wir alle gewinnen <3
    Alles Liebe, Janina

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