Die Berliner Yogalehrerin Irina Alex ist eine beeindruckende Frau mit einer enormen Strahlkraft. Sie ist Mitgründerin von Yoga Team Berlin, einer Plattform, auf der sie (mit ihrem Mann Valentin Alex und diversen Gastlehrern wie Kristin Rübesamen) weltweit Yoga Retreats und Yoga Workshops anbietet. Yoga bedeutet für sie Quell der Zufriedenheit und Möglichkeit zu unendlicher Weiterentwicklung. Ich traf sie zum Gespräch.
Wie bist du beim Yoga gelandet?
Ich kam 1999 zum Yoga während einer meiner anstrengendsten und schönsten Zeit in meinem alten Beruf als Schauspielerin und Sängerin.Wir waren mit einer Großproduktion gerade nach Berlin gekommen, um für fünf Monate zu spielen und waren alle kurz vor einem Burnout. Ich entdeckte meine ersten Yogalehrer (Sivananda) in einem Fitnessstudio und konnte nach den ersten Stunden wieder durchschlafen. Das war wie eine Offenbarung. Später empfahl mir unser Drummer das ehemalige Moveo, heute Yoga Sky Berlin. Das war dann sechs Jahre lang „mein“ Yogastudio, wo ich mich erst in Ashtanga Yoga und dann ins Vinyasa Yoga verliebte.
Wie hat Yoga dein Leben verändert?
Yoga hat mein Leben auf vielen Ebenen verändert. Es hat mich aus dem Drama herausgebracht, mich mit „dem Beobachter“ beschenkt, der uns allen innewohnt, mich Geduld gelehrt – und macht mich immer wieder glücklich. Es ist eine feste und sich doch stetig verändernde Konstante in meinem Leben.
Was bedeutet für dich Disziplin?
Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch und früher (auch durch meinen alten Beruf) hat Disziplin bedeutet, hart mit mir zu sein. Alles durchzuziehen, auch, wenn ich krank oder müde war. Jetzt bedeutet es, dranzubleiben an Dingen, die sich „lohnen“, weil sie mich mehr in die Tiefe und zu mir selbst und in ein besseres Verständnis für mich und andere führen. Dranzubleiben, auch, wenn es sich manchmal unangenehm anfühlt. Aber nicht mehr auf Krampf oder mit Härte auf physischer Ebene. Da passe ich gut auf mich auf.
Meditierst du?
Ich meditiere unregelmäßig und dann eine einfache Art der Meditation, in dem ich mich auf verschiedene Dinge nacheinander Konzentriere. Auf meinen Atem, dann darauf, Geräusche und Gedanken wahrzunehmen. Sie bewusst wieder gehenzulassen. Auch meine physische Yogapraxis empfinde ich oft sehr meditativ.
Was ist deine größte Herausforderung als Yogalehrer?
Verständnis für alle zu haben. Mich immer wieder in Menschen hineinzuversetzen, die Yoga als etwas Oberflächliches praktizieren. Zum Beispiel nur Yoga machen, um schlank und schön zu werden, oder ihren Kater der letzten Party zu detoxen, um dann gleich danach wieder zu saufen. Trotzdem hat alles seine Berechtigung, seine Zeit und seinen Weg. Da ich das schon lange mache, darf ich den Weg auch bei sehr vielen Menschen beobachten – ihre Fortschritte mit sich, ihr eigener Weg – das ist schön.
Was bringt dich auf die Palme?
Selbsternannte Gurus. Leute, die Wein trinken und Wasser predigen. Heuchelei und Künstlichkeit. Und dass Leute doch so oft auf sowas reinfallen. Ich finde, man kann alles machen, sollte dann aber seine Schwächen auch zeigen – und dazu stehen!
Du bist mit deinem Mann Valentin viel auf Reisen. Wo praktizierst du am liebsten Yoga?
Ich praktiziere gern bei mir zu Hause. Ich habe jetzt endlich einen schönen eigenen Raum dafür. Bei Kristin Rübesamen, wenn ich dazu komme. Mein absoluter Favorit ist die Plattform im Jungle Yoga Thailand. Da wache ich morgens um 6 Uhr auf und mache in dieser wunderschönen Natur meine Yogapraxis. Vor der ersten Unterrichtsstunde. Ich bin von Natur aus kein Frühaufsteher, aber diesen Ort liebe ich von ganzem Herzen! Ich bin sehr selten in meinem alten Yogastudio, Yoga Sky Berlin. Die Räume liebe ich auch sehr und ich mag die Athmosphäre .
Welches Buch hat dich nachhaltig berührt?
Ich lese sehr, sehr viel. Da ist es schwierig, etwas rauszusuchen. Eines meiner Lieblingsbücher ist Fool in the Hill von Matt Ruft. Das ist ein modernes Märchen. Es geht permanent um Schöpfung. Darum, dass wir Schöpfer unseres Lebens sind. Matt Ruff nennt das „schreiben ohne Papier“. Dann noch Harpo speaks,die Autobiographie von Harpo Marx. Ich habe auch so einige Yogabücher gelesen. Aber muss sagen, dass ich Geschichten und menschliche Schicksale oft viel, viel inspirierender und spiritueller finde. Aber ich mag die Bücher von Sriram.
Was ist dein Schlüssel zum Glück?
Mein Schlüssel zum Glück sind meine Freunde, mein wunderbarer Ehemann. Bücher. Das Reisen. Meine Neugierde auf Menschen. Immer in Bewegung zu bleiben, Neues ausprobieren und trotzdem genau zu wissen, was meine Konstanten im Leben sind. Darin finde ich meine Heimat und meine Zufriedenheit.
Danke, Irina!
Fotocredit // faust-fotografie.de
No Comments